Innsbruck/London - Ein falsch gefaltetes Prion (Eiweiß), wie international angenommen wird, soll nach Ansicht eines britischen Wissenschafters doch nicht der Erreger des Rinderwahnsinns sein. Alan Ebringer, Immunologe am King's College in London, glaubt an eine von gängigen Theorien völlig abweichende Ursache von BSE. Seiner Meinung nach ist ein Bakterium namens "Acinetobacter Calcoaceticus" für die Tierseuche verantwortlich. Dieser Bazillus kommt nach Aussagen Ebringers in tierischen Abfällen und verunreinigten Gewässern und Böden vor. Auch die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (nvCJD) - die mit BSE in Zusammenhang gebracht wird - könnte auf eine Infektion mit dem Bakterium zurückzuführen sein. Damit, so Ebringer, wäre auch erklärbar, wieso sich unter den in Großbritannien an nvCJD Verstorbenen auch strengste Vegetarier befinden. - Andere Wissenschafter vermuten, dass sich die Vegetarier über Milchprodukte infiziert haben könnten, wieder andere glauben, dass Rinder-Risikomaterial wie etwa Hirn, wenn auch versteckt, in derart vielen Lebensmitteln vorkommt, dass sich auch Vegetarier nicht wirklich schützen könnten. Viele Möglichkeiten der Ansteckung Das nun verdächtige Bakterium komme jedenfalls häufig im Kot und in Böden vor, auf denen Gülle ausgebracht worden sei. Für Menschen und Rinder gebe es zur Ansteckung viele Möglichkeiten. Nach Ebringers Erklärung verursache aber nicht das Bakterium die Vernichtung von gesundem Gehirngewebe, diesen Schaden sollen die Antikörper des befallenen Organismus anrichten. Diese Antikörper will Ebringer "in großen Mengen im Serum von 29 an BSE erkrankten Kühen gefunden" haben. Georg Wille von den Tiroler Grünen hat am Montag von den Verantwortlichen verlangt, dass in der gegenwärtigen Situation allen denkbaren Möglichkeiten nachgegangen werden sollte - auch dem Bakterium. (hs, DER STANDARD, Printausgabe, 16. Jänner 2001)