Mainz - EM.TV-Vorstandschef Thomas Haffa hat am Dienstag eingeräumt, für den Verkauf von 200.000 Aktien seines Unternehmens Anfang des vergangenen Jahres nicht die Erlaubnis der Konsortialbanken gehabt zu haben. "Ich hatte mich verpflichtet, keine Aktien zu verkaufen. Hier ist mir ein Fehler unterlaufen", sagte Haffa in Mainz am Rande eines Verfahrens gegen den Börsenjournalisten Egbert Prior, zu dem er als Zeuge geladen war. Institutionelle Investoren hätten ihn gedrängt, die Aktien zu verkaufen, sagte Haffa. Ihm sei es auch um Sicherheit für seine Familie gegangen. Der EM.TV-Chef besitzt nach eigenen Angaben 62 Millionen Aktien an dem angeschlagenen Unternehmen. Noch vor zwei Wochen hatte EM.TV beteuert, die WestLB habe von dem Aktienverkauf gewusst. Das Institut hatte im Herbst 1999 eine Kapitalerhöhung bei EM.TV als Konsortialführer begleitet. Haffa hatte nach anfänglichem Zögern bereits im Dezember eingeräumt, im Februar 2000 zwei Aktienpakete zu jeweils 100.000 Stück an institutionelle Investoren abgegeben zu haben. Dies sei aber keine Flucht aus der Aktie, betonte Haffa in Mainz. Gespräche mit Kirch in kritischer Phase Haffa sieht nach eigenen Angaben den erfolgreichen Abschluß der Kooperationsgespräche mit der Kirch-Gruppe trotz skeptischer Äußerungen aus Verhandlungskreisen nicht als gefährdet an. Von einem Scheitern der Verhandlungen könne keine Rede sein, sagte Haffa am Dienstag in Mainz. Er sehe dafür keinen Grund. Kirch habe vielmehr noch am Montag den Willen zum Ausdruck gebracht, die Gespräche zu einem positiven Ende zu bringen. Ein Kirch-Sprecher bekräftigte dagegen, dass die Gespräche nach wie vor in einer kritischen Phase seien. Zum Verlauf interner Beratungen am Montagabend wollte keine Stellung nehmen. Der EM.TV-Aktienkurs gab am Morgen zunächst um zwölf Prozent nach, erholte sich nach Haffas Äußerungen aber und notierte mit 6,20 Euro (85,3 S) knapp unter Vortag. Ultimatum Die "Financial Times Deutschland" berichtet in ihrer Ausgabe vom Dienstag, Kirch habe EM.TV ein Ultimatum gestellt, die im Dezember ausgehandelten Vertragsbedingungen anzuerkennen. Dieses sei am Montag verstrichen. Der Kirch-Sprecher wollte am Dienstag die Existenz des Ultimatums nicht bestätigen. In EM.TV-Kreisen hieß es unterdessen, auch auf Seiten Kirchs seien noch einige Punkte zu klären. So liege noch kein Nachweis für die Finanzierung der Formel-Eins-Anteile vor, die bei EM.TV liegen. Kirch will 49 Prozent an der EM.TV-Beteiligung für 550 Mill. Dollar (583 Mill. Euro/8 Mrd. S) übernehmen. Anfang Dezember war vereinbart worden, dass sich Kirch mit bis zu 16,74 Prozent der Anteile und 25,1 Prozent der Stimmen an EM.TV beteiligen solle. Im Gegenzug soll EM.TV die Kontrolle über das bisherige Gemeinschaftsunternehmen Junior TV erhalten, in dem es um Kinder-Fernsehprogramme geht. Bedingung für den Vertragsabschluss ist aber eine eingehende Unternehmensprüfung bei EM.TV ("Due Diligence"), die Ende Jänner oder spätestens im Februar beendet sein soll. "Wir wollen das Ganze über die Bühne kriegen", betonte EM.TV-Sprecher Birnbaum. (APA/Reuters)