Belgrad - Die Geschäftsführer und Chefredakteure früherer serbischer Regimemedien sollen demnächst vor dem Ermittlungsrichter aussagen. Die Belgrader Tageszeitung "Glas javnosti" berichtete am Dienstag, sie würden im Zusammenhang mit dem Kidnapping des ehemaligen serbischen Präsidenten Ivan Stambolic einvernommen werden. Die damaligen Regimemedien - allen voran die Presseagentur Tanjug, der staatliche TV-Sender sowie die Tageszeitungen "Politika", "Borba" und "Vecernje novosti" - hatten tagelang kein Wort über das Verschwinden von Stambolic am 25. August des Vorjahres gemeldet. Der Anwalt der Familie von Stambolic, Nikola Barovic, will nun klären, woher die Medien die Anweisung zum Schweigen bekommen haben. Barovic ist nach wie vor überzeugt, dass Stambolic in einem Privatgefängnis gehalten wird. So etwas hätten nur die Staatssicherheitsdienste, argumentierte der Anwalt gegenüber dem Belgrader Blatt. Von ihm fehlt weiter jede Spur. Stambolic war im August gekidnappt worden, als in der Öffentlichkeit Gerüchte über seine mögliche Präsidentschaftskandidatur fungiert hatten. Der frühere serbische Präsident war angeblich auch im Begriff, eine eigene sozialistische Partei zu gründen. (APA)