Jerusalem - Israels amtierender Ministerpräsident Ehud Barak hat zum offiziellen Auftakt des Wahlkampfes für die Premier-Wahl dem Chef der rechtsgerichteten Likud-Opposition, Ariel Sharon, Kriegstreiberei vorgeworfen. "Indem er einen 'kalten Frieden' propagiert, treibt uns Sharon in den Krieg", erklärte der Chef der Arbeiterpartei am Dienstag im israelischen Fernsehen. "Die Rechte hat keine militärische und keine politische Alternative. Sie präsentiert nur eine Serie von Slogans", fügte Barak hinzu. In einer TV-Wahlsendung erinnerte die Arbeiterpartei an Sharons seinerzeitigen Widerstand gegen die Friedensabkommen mit Ägypten und Jordanien, sowie an seine Ablehnung der Oslo-Abkommen mit den Palästinensern. "Er hat uns in den achtzehnjährigen libanesischen Sumpf getrieben und wollte während des Golfkrieges den Irak angreifen", hieß es weiter. Sharon hatte mit seinem spektakulären Besuch auf dem Jerusalemer Tempelberg Ende September die anhaltenden blutigen Unruhen provoziert. Er will im Fall seiner Wahl zum Ministerpräsidenten alle jüdischen Siedlungen im Westjordanland und Gaza-Streifen aufrecht erhalten; keine einzige Siedlung werde aufgelöst, kündigte er im Armeerundfunk an. Israels Arbeiterpartei rechnet mit Wahlniederlage Sh In der Arbeiterpartei stellt man sich unterdessen auf eine Wahlniederlage ein. Nach einem am Dienstag veröffentlichten Umfrageergebnis liegt Sharon mit 17 Punkten vor Barak. Der Likud-Chef hat demnach 50 Prozent der Wählerabsichten, Barak 33; die restlichen 17 Prozent haben sich noch nicht festgelegt. Der libanesische Ministerpräsident Rafik Hariri hat Israel gewarnt, dass es für einen Wahlsieg Sharons einen "hohen Preis" werde zahlen müssen. Wenn "der Täter von Sabra und Shatila" in Israel an die Macht kommen sollte, müsse sich die "arabische Einheit" bewähren, sagte der libanesische Premier. Sharon gilt in den arabischen Staaten als Kriegsverbrecher, seitdem er 1982 als Verteidigungsminister die Libanon-Invasion geleitet hatte. Wegen der vom Obersten Gerichtshof Israels festgestellten Mitverantwortung der israelischen Armee bei den Massakern in den Beiruter Palästinenser-Flüchtlingslagern Sabra und Shatila mit bis zu 1500 Toten hatte Sharon 1983 vom Amt des Verteidigungsministers zurücktreten müssen.(APA/Reuters)