Jerusalem - Israels amtierender Ministerpräsident Ehud Barak will die Gespräche mit den Palästinensern trotz anhaltender Unruhen weiter fortsetzen. Allerdings sollten sie in einer langsameren Gangart stattfinden, sagte Barak nach einem Bericht der Tageszeitung "Haaretz" am Dienstagabend bei einer Sitzung des so genannten Friedenskabinetts in Jerusalem. Nur so könne versucht werden, ein umfassenden Abkommen zu erreichen. Dabei bestimme auch der Rückgang der palästinensischen Gewalttaten das Tempo der Gespräche, sagte Barak weiter. Barak hatte die Sitzung am späten Dienstagabend einberufen, um die Minister über die zuvor gelaufenen israelisch-palästinensischen Gespräche zu informieren. Die Parteien hatten sich am Dienstag zum dritten Mal innerhalb von fünf Tagen getroffen, um über die Kernfragen ihres Konflikts zu sprechen. Greifbare Ergebnisse wurden dabei nicht erzielt. Der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat sagte nach dem Treffen in Jerusalem, die Kluft zwischen beiden Seiten sei "sehr tief". Gegenstand der Gespräche war auch die jüngste Gewalt jüdischer Siedler gegen Palästinenser und die am Vortag erneut verhängte israelische Blockade der Palästinensergebiete. Einigung noch vor den Wahlen? Barak zeigte sich skeptisch, dass vor den Wahlen in Israel am 6. Februar überhaupt eine Einigung möglich sei. Zugleich wies er die Pläne von Shimon Peres zurück. Der Minister für regionale Zusammenarbeit hatte sich optimistisch geäußert, noch vor dem Auszug von US-Präsident Bill Clinton aus dem Weißen Haus am 20. Jänner ein Teilabkommen mit den Palästinensern vereinbaren zu können. Nach Ansicht Baraks sind die Palästinenser derzeit nicht bereit, ein Abkommen zu unterzeichnen. Der US-Sonderbeauftragte für den Nahen Osten, Dennis Ross, reist vor dem Machtwechsel im Weißen Haus nicht mehr in die Krisenregion. Wie der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, am Dienstagabend mitteilte, bleibt vor dem Amtswechel nicht mehr genügend Zeit, Israeli und Palästinenser zu einer gemeinsamen Prinzipienerklärung zu dem vom scheidenden US-Präsidenten Bill Clinton vorgelegten Friedensplan zu bewegen. Der neue US-Präsident George W. Bush tritt sein Amt am Samstag an. (APA)