Belgrad - Drei führende jugoslawische Politiker - Jugoslawiens Präsident Vojislav Kostunica, Montenegros Präsident Milo Djukanovic und der künftige serbische Ministerpräsident Zoran Djindjic - sollen am Mittwoch nach zweifacher Aufschiebung in Belgrad zusammenkommen, um die Umgestaltung der Bundesrepublik Jugoslawien zu erörtern. Auf dem Tisch liegen zwei Vorschläge: Jener der montenegrinischen Regierung vom Dezember des Vorjahres und der in der Vorwoche präsentierte Vorschlag der DOS-Politiker Kostunica und Djindjic. Der grundlegende, vielleicht auch unüberwindbare Unterschied zwischen den zwei Vorschlägen besteht im künftigen Status Jugoslawiens. Das offizielle Podgorica setzt sich für eine Union von unabhängigen, international anerkannten Staaten Serbien und Montenegro ein. Belgrad dagegen beharrt auf der Beibehaltung der jugoslawischen Föderation, die aus den Teilstaaten Serbien und Montenegro besteht. Die Kompetenzen der Bundes-Behörden sollen allerdings stark eingeschränkt werden. Während für Präsident Djukanovic etwas anderes als eine Union "kaum annehmbar" ist, hält Djindjic dessen "Theorie" über zwei unabhängige Staaten für "unseriös". Montenegro habe viel Energie, Mittel und diplomatische Bemühungen in eine Trennung investiert, am 5. Oktober, zur Zeit des Umsturzes in Belgrad, habe sich jedoch das gesamte Bild geändert, meint der Berater des jugoslawischen Präsidenten, Slobodan Samardzic. Den bevorstehenden Besuch von Djukanovic in Belgrad wertet er als "Beginn eines Dialogs...in welchem auch Absprachen möglich" seien. Die größte montenegrinische Oppositionspartei, die Sozialistische Volkspartei (SNP), hatte am Montag das Angebot der regierenden Demokratenpartei der Sozialisten (DPS) für vorgezogene Parlamentswahlen in Montenegro bis Ende März und eines Unabhängigkeitsreferendums bis Ende Juni zurückgewiesen. Die SNP will die Wahlen erst im Mai abhalten. Das Parlament solle erst nach den Wahlen ein Gesetz über ein Referendum verabschieden. Die Partei des jugoslawischen Ministerpräsidenten Zoran Zizic tritt für die jugoslawische Föderation ein und hofft, dass ihr ein Scheitern der Verhandlungen in Belgrad zum Wahlsieg in Montenegro verhelfen könnte. Jüngste Meinungsumfragen haben allerdings gezeigt, dass die staatliche Unabhängigkeit von etwa 52 Prozent der Montenegriner unterstützt wird. (APA)