Technik
Zellulose-Katalysator macht chemische Produktion billiger
Das Polymer besitzt eine ungewöhnliche - und überaus günstige - Molekülstruktur
Lyon -
Françoise Quignard und Agnès Choplin vom
Institut de Recherches sur la Catalyse
der
Université Lyon Claude Bernard
haben
herausgefunden, dass simple Zellulose den
Herstellungsprozess von Chemikalien und
pharmazeutischen Produkten effizienter
machen kann. Auch lassen sich Kosten
sparen, berichten die Chemikerinnen im
Fachblatt
Chemical Communications
.
Sie verwendeten das Pflanzen-Polymer in
einer chemischen Katalyse-Reaktion, die in
der pharmazeutischen Forschung seit rund zehn Jahren gang und gäbe ist,
um zwei organische Substanzen miteinander reagieren zu lassen. Dabei wird
ein Katalysator aus dem Metall Palladium auf porösen Glaskügelchen
aufgebracht, die dann in eine Mischung der Reaktionsflüssigkeiten verteilt
werden. Nach erfolreicher Reaktion lassen sich die Kügelchen problemlos
wiederverwenden - allerdings sickert das teure Palladium nach und nach
unwiederbringlich aus dem porösen Glas aus.
Auf Zellulose aufgebracht, bleibt das Aussickern des Palladiums unterhalb
von 0,6 Prozent - soweit es überhaupt stattfindet. Zudem
nimmt Zellulose sehr gut Flüssigkeiten auf und verbessert den
Katalyse-Kontakt zwischen festen und flüssigen Phasen. Das Polymer, das
sehr billig und problemlos aus Pflanzen gewonnen wird, besitzt eine
ungewöhnliche Molekülstruktur, die ihm überraschende physikalische und
chemische Eigenschaften verleiht. Allerdings will der Einsatz von Zellulose in
der chemischen Industrie gut ausgetestet sein, so Choplin. Seine Reaktionen
in bestimmten chemischen Situationen sei unvorhersehbar. Und zudem sei es
auch nur bei relativ niedrigen Temperaturen einsetzbar. (pte)