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Wien - Der Anteil des Libro-Konzerns an der Internet- und E-Commerce-Tochter lion könnte bereits in den nächsten Wochen auf eine Minderheitsbeteiligung schrumpfen. "Der erste große Partner war die WAZ, zu diesem kommen weitere dazu", sagte Libro-Chef Andre Rettberg am Mittwoch vor Journalisten. Der Libro-Anteil werde "rasch unter die Mehrheit fallen" und man werde sich wieder "auf unser Core-Business Handel und damit auch E-Commerce" konzentrieren. "Auf Dauer reicht uns eine qualifizierte Minderheit", so Rettberg. Neue Partnerschaften seien vor allem im Bereich Content und Finanzen vorstellbar und könnten noch vor Ablauf des Geschäftsjahres umgesetzt sein. Zuletzt war in Medienberichten von einer möglichen Kreuzbeteiligung zwischen Libro und ET-Multimedia (Wirtschaftsblatt-Holding) die Rede gewesen, an der die Libro-Aktionärin UIAG mit 25,01 beteiligt ist. Seit wenigen Tagen sei auch klar, dass es keinen Einspruch gegen den 35-prozentigen Einstieg des deutschen Medienriesen Westdeutsche Allgemein Zeitung (WAZ) bei lion geben wird, berichtete Rettberg. Syndikatsvertrag Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat Libro durch einen dabei abgeschlossenen Syndikatsvertrag die alleinige Kontrolle über das Unternehmen lion abgegeben. Der Vorteil: Die hohen Verluste - im Gesamtjahr werden sie sich auf rund 400 Mill. S (29,1 Mill. Euro) belaufen - und alle weiteren Investitionen werden rückwirkend ab Stichtag 31. Oktober 2000 voll vom deutschen Medienriesen übernommen und mit etwaigen Erträgen in der mittleren Zukunft gegengerechnet. Im Libro-Konzernergebnis per Ende des 3. Quartals (also per Ende November 2000) war der lion-Verlust (EBITDA) von bis dahin insgesamt 352,2 Mill. S "nur" noch mit 279 Mill. S ergebniswirksam. lion verschwindet somit aus dem Konsolidierungskreis des Libro-Konzerns und scheint in der Bilanz nur noch als Beteiligung auf. Die gesamte Transaktion hat laut Finanzvorstand Johann Knöbl einen bilanzwirksamen Ertrag von 313,8 Mill. S gebracht und so ein positives EBITDA von 15 Mill. S nach dem dritten Quartal beschert. "Marke geschaffen" Eine Gefahr für Libro durch die hohen Verluste von lion habe nie bestanden, betont Rettberg. Es sei immer geplant gewesen, mit lion und "free & easy" ein Portal aufzubauen, das als E-Commerce-Plattform für Libro dient, und dann Partner hereinzuholen. "Wir haben damit eine Marke geschaffen", so Rettberg. lion.cc sei in Österreich mit 573.000 Registered Usern (Stand 30. 11. 2000) eines der drei größten Internet-Portale und die Nummer 1 im E-Commerce. In Deutschland - wo Mitte 2000 gestartet wurde - sei man zwar nicht unter den größten, "aber bereits im guten Mittelfeld". Die Kooperation mit der WAZ werde in den nächsten Wochen - nach der Zustellung der Kartellentscheidung - voll anlaufen. Börsengang Der geplante Börsegang des Portals lion.cc sei rasch möglich, sollten die Märkte das zulassen. "Derzeit spielt es das nicht", so Rettberg. (APA)