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Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - Kritik am Verkaufprocedere für den börsenotierten Faserhersteller Lenzing kommt von Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank (RLB) Oberösterreich am Mittwoch im Club der Wirtschaftspublizisten, die mit rund einem Viertel an dem vom Industriellen Hannes Androsch geführten Bieterkonsortium beteiligt ist: Es entspreche nicht einem professionellen Verfahren, immer wieder eine Due Diligence zu veranstalten. Dies könnte auch als Signal gesehen werden, dass man nicht alles hergezeigt habe. Die Bank Austria wies die Kritik Scharingers naturgemäß zurück und sprach von einem "klar strukturierten Verfahren". "Nur cashen ist zuwenig" Zum Preis - die Bank Austria will 90 Euro je Lenzing-Aktie - wolle er keine Details nennen, meinte jedoch "nur cashen ist zu wenig, es sei denn, man muss". "Wenn es machbar ist, sind wir dabei". Je mehr ausgegeben werden müsse, umso mehr werde das die künftige Entwicklung des Unternehmens beeinflussen. Scharinger hofft jedenfalls, "dass das bald beendet" ist. Es gehe schließlich um ein Unternehmen und um Arbeitsplätze. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu kartellrechtlichen Problemen kommt, schätzt Scharinger hoch ein, sollte der zweite Bieter, die britische Investmentfondsgruppe CVC und gleichzeitig Mehrheitseigentümer des Lenzing-Konkurrenten Acordis, zum Zug kommen. Nicht ausgeschlossen hat Scharinger heute, dass sich die RLB aus Lenzing wieder zurückziehen könnte. Die Politik sei zwar, nachhaltig Unternehmensbeteiligungen zu erwerben, man sei aber nicht so "sklavisch" nachhaltig, dass man sich nicht zurückziehe, falls ein strategische interessanter Partner für Lenzing auftauche. Dieser müsse allerdings komplementär sowie strategisch sein und von der Unternehmenphilosophie dazupassen. Als Gründe dafür, sich als RLB am Bieterkonsortium zu beteiligen, nannte Scharinger, dass es wichtig sei, die Unternehmenszentralen im Land zu behalten, da die meisten Manager auch regionale Verantwortung übernähmen. Zu den Chancen für Lenzing zählt der RLB-Chef, dass sich die Naturfaser gegenüber der Kunstfaser weltweit immer stärker durchsetze und die Baumwolle zunehmend unter Druck komme. Außerdem gebe es Signale aus der Textilindustrie bezüglich einer steigenden Nervosität für den Fall einer Annäherung zwischen Lenzing und Acordis. Bank Austria: Klar strukturiertes Verfahren Die Bank Austria, die nach dem vorjährigen Aufschub den Verkauf ihrer Tochter Lenzing bis März durchziehen will, hat am Mittwoch Vorwürfe Scharingers zurückgewiesen. "Es ist ein klar strukturiertes Verfahren, in dem alle Interessenten gleich behandelt werden", so Bank-Austria-Sprecher Martin Hehemann. Der Vorstand der Bank Austria habe vom Aufsichtsrat "klare Vorgaben" erhalten, nämlich für die Aktionäre den besten Preis aus dem Beteiligungsverkauf zu erzielen, so der Banksprecher. Wie berichtet, will die Bank Austria bei Lenzing mindestens 90 Euro je Aktie erlösen. (APA,red)