Medien
Parteilichkeit - Peter Illetschko
Wenn die Gebrüder Fellner für ihre bunten Magazine News, tv-media, e-media und Format werben, werfen sie mit Superlativen nur so um sich: groß, größer, am größten. Die dazugehörigen Begriffe sind austauschbar: Info-Illustrierte, TV-Magazin, Magazin für Internet und Computer - egal. Alle sind sie toll und einzigartig. Man stelle sich vor: Hätte Blattmacher Wolfgang Fellner ein Gutachten zur Prüfung der geplanten Fusion zwischen dem Magazinriesen News-Gruppe und seinem schärfsten Konkurrenten, dem trend/profil-Verlag, verfasst, er hätte wohl getreu seiner Werbung offen deutlich gemacht, wie marktbeherrschend das eigene Medienreich ist. Wie wäre erst sein Befund nach der Fusion ausgefallen?
Niemand hätte das Gutachten lesen wollen, weil es natürlich parteiisch gewesen wäre. Nur: Sachlicher wirkt auch der dem Kartellgericht vorliegende Bericht des Journalistikprofessors Gerd Kopper aus Deutschland nicht, dessen berufliche Tätigkeit zum Teil von der WAZ (49,41-Prozent-Eigentümer des Kurier, zu dem wiederum der trend/profil-Verlag gehört) finanziert wird. Dazu kommt: Der Prüfer soll dem Vernehmen nach die Tageszeitungen mit einbezogen haben in die Berechnung der Marktmacht der zukünftigen Magazin-Eheleute. Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Das weiß auch Fellner, der sich immer als Konkurrent der Zeitungen gesehen haben soll.
Das Gutachten sollte den Weg allen Altpapiers gehen, nicht zuletzt, weil es um die Glaubwürdigkeit des Kartellgerichts geht. Und letztlich um die Zukunft des Medienmarkts. Einmal angenommen, der Sachverständige ließ sich nicht von WAZ-Interessen leiten, bleibt trotzdem ein tiefschwarzer Fleck im Bild der Öffentlichkeit. Der Eindruck der Parteilichkeit lässt sich nicht mehr wegwischen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18. 1. 2001)