Moskau - Eine Delegation des Europarats hat sich nach einer Fact-Finding-Mission in Tschetschenien für eine deutliche Reduzierung der russischen Truppen in der abtrünnigen Kaukasusrepublik ausgesprochen. "Je eher die militärische Präsenz auf ein notwendiges Minimum verringert wird, desto schneller gelangt die Zivilverwaltung in Tschetschenien an die Macht", sagte Delegationsleiter Lord Judd am Donnerstag in Moskau. Russland solle so bald wie möglich freie Wahlen in der Republik durchführen. Im Vergleich zu früheren Reisen nach Tschetschenien dürfe man "eine Reihe von Verbesserungen nicht übersehen", anerkannte Judd. Der britische Liberale bekräftigte jedoch seine Kritik an der ausbleibenden Strafverfolgung von Kriegsverbrechen. "Wir haben keine Beweise dafür gefunden, dass gut dokumentierte massenhafte Todesfälle in Tschetschenien von Militär- oder Zivilgerichten untersucht wurden", sagte Judd. Sehr ernst sei die Lage weiterhin in den Flüchtlingslagern, die nur spärlich mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt würden. Die Delegation hatte in den vergangenen Tagen Tschetschenien bereist und soll der Parlamentarischen Versammlung des Europarats Bericht über die Lage in der Krisenregion erstatten. Der Bericht soll die Grundlage für die Entscheidung über den weiteren Entzug oder die Rückerstattung des russischen Stimmrechts im Europarat bilden. (APA/dpa)