Wien - Trotz des nach wie vor ausgezeichneten Geschäftsklimas beklagt der österreichische Autohandel schlechte Margen, strukturelle Defizite und steuerliche Benachteiligungen. "Wir werden in den nächsten Jahren zwischen 20 und 30 Prozent der Vertragshändler verlieren", befürchtet Heinz Havelka, Vertreter des heimischen Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer. Rund 50 Prozent der Autohäuser befänden sich in den roten Zahlen, "es geht in der Branche rund". Derzeit gibt es in Österreich rund 3.100 Vertragshändler, die direkt oder indirekt einen Markenvertrag mit einem Importeur haben. Die Reduktion um 20 bis 30 Prozent werde vor allem eine Konzentration auf Eigentümerebene bedeuten, ist Havelka überzeugt. Die anstehenden Zusammenschlüsse würden "oft Blut und Tränen bringen". Die Vertreter des Handels Felix Clary, der Sprecher der österreichischen Autoimporteure, kritisierten die steuerliche Situation in Österreich: Die gegenüber Deutschland höhere Mehrwertsteuer und die lediglich hier zu Lande erhobene Normverbrauchsabgabe führten dazu, dass Privatpersonen, die in der Nähe einer EU-Grenze lebten, ihre Autos vielfach im Ausland kauften und anmeldeten. Ganze Fuhrparks von Firmen würden auf diese Weise ins Nachbarland verlegt. "Es gibt maßgebliche Firmen in Salzburg, die 50 Autos mit einem Berchtesgadener Kennzeichen haben", sagte Havelka. Aus diesem Grund fordert die Autobranche eine "rasche Harmonisierung von Steuern und Abgaben in der EU" sowie die Abschaffung der Normverbrauchsabgabe. Autokonjunktur nur leicht gebremst Der österreichische Autohandel hat im Jahr 2000 nur geringe Einbußen gegenüber dem vorangegangenen Spitzenjahr hinnehmen müssen: Laut den Zahlen, die die Statistik Austria und Berufsorganisationen des heimischen Autohandels am Freitag vorgelegt haben, sind die Neuzulassungen von Pkw und Kombis im vergangenen Jahr zwar um knapp 5.000 Stück zurück gegangen, dennoch wurde das drittbeste Ergebnis in der Geschichte des österreichischen Autohandels erreicht. Für heuer rechnet der Autohandel mit 290.000 bis 300.000 Neuzulassungen, die Importeure geben sich zuversichtlich, die 300.000-Marke zu überschreiten. Der Rückgang der neu zugelassenen Pkw/Kombis von 314.182 Stück 1999 auf 309.427 Stück im vergangenen Jahr entspricht einem Minus von 1,5 Prozent, nach früheren Angaben des europäischen Herstellerverbandes ACEA wurden 500 Autos mehr verkauft, der Rückgang betrug 1,4 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 400.971 Kfz zugelassen, das sind 1,7 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Für einen Gutteil dieses gesamten Rückganges sind freilich die um beinahe 13 Prozent geschrumpften Motorrad-Verkäufe (Neuzulassungen 2000: 23.621) verantwortlich. Die Lkw legten dagegen um beachtliche 8,2 Prozent auf 31.502 Stück zu. Golf bleibt beliebtestes Auto Nach Erzeugerländern verlor das wichtigste Herkunftsland, Deutschland, zwei Prozent Marktanteil und hält nunmehr bei 47 Prozent. Zugelegt haben dagegen italienische und tschechische Fahrzeuge. Nach Marken entwickelten sich Fiat und Skoda besonders gut: Fiat konnte seinen Marktanteil von 3 auf 4,6 Prozent steigern, Skoda gewann - vor allem auf Grund des neuen Fabia 1,1 Prozentpunkte und hält nunmehr bei 5,9 Prozent Marktanteil. Rückgänge mussten dagegen die vier führenden Marken auf dem österreichischen Markt verbuchen: VW, Opel, Ford und Renault verloren , wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Das bei weitem beliebteste Auto der Österreicher ist nach wie vor der VW Golf, der mit 24.604 Stück im vergangenen Jahr 8 Prozent der neu zugelassenen Autos stellte. Mit großem Abstand folgt der Opel Astra (12.413 Neuzulassungen, 4 Prozent Marktanteil). ´(APA)