Heftige politische Spannungen sind in Italien um den geplanten Aufbau der neuen privaten Fernsehgruppe "Seat-Telemontecarlo" entflammt, der mit dem TV-Imperium "Mediaset" von Oppositionschef Silvio Berlusconi konkurrieren wollte. Die italienische Kommunikationsbehörde hat ein Veto gegen die geplante Übernahme des Fernsehsenders Telemontecarlo durch Seat Pagine Gialle, Tochter der Telecom Italia, eingelegt. Grund der Absage ist ein Gesetz des Jahres 1997, das Inhabern öffentlicher Dienstleistungskonzessionen wie der Telecom Italia den Kauf eines Rundfunk- oder Fernsehsenders untersagt. Die Regierungskoalition protestiert nun gegen den Beschluss, die Fusion zu stoppen. Das Veto sei ein Geschenk für Berlusconi, der somit gefährliche Konkurrenz für seine Mediaset aus dem Weg räumen könne. Aus der Fusion zwischen Seat und Telemontecarlo wäre der drittgrößte nationale Anbieter von Internet-, TV-, und Telekommunikationsdienstleistungen hervorgegangen, was laut den Kartellbehörden eine Gefahr für die freie Konkurrenz darstellen würde. Telecom Italia hatte im Juli 750 Milliarden Lire (387 Mill. Euro/5,33 Mrd. S) für den Erwerb eines 75-prozentigen Aktienpakets von Telemontecarlo ausgegeben. Das Ziel von Telecom-Präsident Roberto Colaninno ist die Gründung eines multimedialen Pols, der aktiv mit Berlusconis Mediaset konkurrieren kann. Die Mediaset-Gruppe und das von Berlusconi geführte Parteienbündnis hatten bereits vor der offiziellen Bestätigung der Verhandlungen heftig gegen eine Billigung der Übernahme protestiert: Die Fusion sei von der Linken aktiv unterstützt, um Berlusconis TV-Konzern zu schaden. Die Fusion Seat-Telemontecarlo droht heftigste politische Debatten kurz vor den Parlamentswahlen im Frühjahr zu nähren. Telecom Italia will nun Berufung gegen den Beschluss der italienischen Kommunikationsbehörde einlegen. Die Entscheidung sei nicht den Gesetzen entsprechend, begründete die Gesellschaft ihr Vorgehen. Dem Telecom-Präsidenten werden gute Kontakte zu Regierungskreisen eingeräumt. Die Kartellbehörde dürfte sich in der kommenden Woche mit Telecoms Berufung beschäftigen. Telecom ist zu Konzessionen wie der Abtrennung eines Teils ihrer Internet-Branche bereit, um die Fusion fortsetzen zu können. (APA)