Sacramento - Die dramatischen Engpässe bei der Stromversorgung im Westen der USA belasten zunehmend die Wirtschaft. Allein das am meisten betroffene Versorgungsunternehmen PG&E kappte zeitweise den Strom für 675.000 Haushalte und Unternehmen. Im Silicon Valley, dem Herzen der IT-Branche der USA, blieben die Computerbildschirme schwarz. Der Ausfall von Ampeln verursachte zahlreiche Verkehrsunfälle. In den Schulklassen mussten Lehrer im Dunkeln unterrichten. Insgesamt waren am Donnerstag fast zwei Millionen Menschen zwischen der zentralkalifornischen Region um Bakersfield im Süden bis zum nördlichen Nachbarstaat Oregon den zweiten Tag in Folge jeweils zwei Stunden lang ohne Strom. Die Menschen deckten sich verstärkt mit Taschenlampen, Kerzen und Kaminholz ein. Zahlreiche Unternehmen bestellten Generatoren für die Stromversorgung ihrer Büros. Krankenhäuser und Flughäfen waren von den Abschaltungen nicht betroffen. Die privatisierten Stromversorger in den USA können die hohe Nachfrage im Winter nicht befriedigen und sehen sich deswegen zu den wiederholten Abschaltungen gezwungen. Zur Begründung verweisen die Versorgungsunternehmen auf den niedrigen Wasserstand in den Talsperren im Nordwesten der USA. Die Wasserkraftwerke hätten Tausende Megawatt Strom zu wenig produziert. Hintergrund der Versorgungsengpässe ist die problematische Liberalisierung des Strommarktes in Kalifornien. Die beiden Hauptversorger, Pacific Gas & Electric (PG&E) und Southern California Edison, stecken in großen finanziellen Schwierigkeiten und können deswegen nicht in den dringend erforderlichen Ausbau der Kapazitäten investieren. Neuorganisation Der kalifornische Gouverneur Gray Davis hatte am Mittwoch den Notstand ausgerufen und angekündigt, die Energiewirtschaft neu zu organisieren. Er wies die Behörden an, fehlenden Strom aus Nachbarstaaten einzukaufen. Dort wächst aber der Unmut über Kalifornien.

Die Gouverneure von Arizona, Nevada, Montana, Utah und Wyoming forderten Davis in einem Brief auf, sein Haus in Ordnung zu bringen. Deren Stromgesellschaften wollen wegen der drohenden Insolvenz der kalifornischen Versorger nicht liefern, außerdem sollen die Netzkapazitäten nicht ausreichen. (AP/AFP/DER STANDARD, Printausgabe 20.1.2001)