Wien - Ich mag Fenster. Drum wurde ich mit dem "Healthland" in der Lassallestraße nicht wirklich warm: Der Turnsaal im siebten Stock ist ein Bunker. Hoch, gut durchlüftet und hell zwar, aber eben doch ohne Tageslicht. Abgesehen davon bietet Healthland alles, was ein modernes Fitnesscenter braucht: gute Maschinen, saubere Garderoben und Duschen. Die Trainer sind kompetent und auch zur Stelle, wenn irgendwer eine Hantel "deppert" angreift, drängen sich aber nicht auf, wenn offensichtlich ist, dass man eh weiß, was man tut. Inkompetente Trainer kann sich heute sowieso kein Unternehmer mehr leisten - weder in Aerobic- noch in Kraftabteilungen. Und bei den Großen gehört auch ein Kindergarten längst dazu. Allerdings ist jener Mann, der den Kinderwagen dennoch lieber zwischen den Maschinen mitschiebt, eine Ausnahme: Der Großteil des Publikums ist jung bis sehr jung. Mitunter spürt man das auch: Der Bub drei Bänke weiter verkraftet es überhaupt nicht, dass ich drei Kilo mehr auflade als er. Da mir die neben ihm süffisant lächelnde Blondine mit dem Knackpopo ziemlich wurscht ist, ignoriere ich die Aufforderung zum Wett-stemmen. Blöd angeredet wird man aber trotzdem nicht. Noble Eleganz Sauna, Dampfbad und Whirlpool sind modern und - leider - sehr voll. Einzig das Fehlen einer Fußdesinfektionsbrause ist ein "echter" Schlechtpunkt in dem passablen Club, der mit seinem Bruder im Turm neben der UNO-City aber weder konkurrieren will noch kann. Bei "Holmes Place" regiert nämlich noble Eleganz - zwei Preis- und Stilklassen über "Healthland". Das beginnt bei der Qualität des Kaffees im Erdgeschoß, zeigt sich im teureren Maschinenpark und den Flachbild-TV-Schirmen in der Cardiosektion, der computergestützten individuellen Trainingsplanerstellung, und auch in Details wie den Anzügen der Rezeptionsmenschen, der Holztäfelung und dem Lichtdesign, das zusätzlich zu großen Fensterflächen für blendfreie (auch wenn man am Rücken liegt, so was ist Gold wert) angenehme Helligkeit sorgt. Umwerfend ist dann das Panorama von Whirlpool und Pool aus: Vom zehnten Stock aus erstreckt sich der Blick über die Stadt. Der einzige Nachteil des streng den britischen Company-Dogmen verpflichteten Betriebes ist jenes "Muss", das anderswo ein angenehmes "Kann" ist: Männchen und Weibchen sind im Saunabereich streng getrennt (Ruheräume dürften auch als "unbritisch" gelten und fehlen daher). Die britische Prüderie geht so weit, dass in den Duschen Einzelkabinen stehen. Vom - internationalen - Publikum würde dies goutiert, betonen die Holmesianer. Der englische UNO-Mann im Nebel des Dampfbades trug jedenfalls tatsächlich sogar dort eine monströs-hässliche Badehose. (rott/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. Jänner 2001)