Das Leben muss ja nicht immer so spielen wie im Film. Dort fragt ein windiger Kunsthändler (Hugh Grant) die schnell zu großem Reichtum gekommene Hausdame, ob sie sich für Kunst interessiert und was sie gerne sammeln würde: Sie antwortet mit dem gewissen Singsang in der Stimme: "Rembrandt, Picasso, Michelangelo... Na, Sie wissen, die Jungs halt." So geschehen in Woody Allens neuestem Machwerk "Schmalspurganoven". Zurück ins richtige Leben: In den Reformländern geht es so, meint Karl Schwarzenberg, seit heuer offiziell Chairman von Christie's Österreich, Ungarn und Tschechien: "Zuerst kaufen sich die Leute schnelle, schöne Autos und diesen Luxus, und dann besinnen sie sich auf bleibendere Werte wie die Kunst". (Auch) Grund für Christie's, zehn Jahre nach dem Umbruch die Fühler verstärkt auch nach dem Osten auszustrecken, der wiederum seine Fühler seit einiger Zeit wiederum nach dem Schoß der Europäischen Union ausstreckt. (Seit 1996 existiert eine Christie's-Dependance in Prag). Die strategisch kluge Wahl Schwarzenbergs wird Christie's dabei, vor allem im Bereich der Akquirierung, gute Dienste leisten. Sonst dürfte der kunstsinnige Herr, dessen Position ähnlich prestigereich ist wie Hubert de Givenchy als Chairman von Christie's Frankreich, auch vor allem wegen seinem klingenden Namen favorisiert worden sein. Schwarzenberg will mithelfen, mit seinem und Christie's Namen "Vertrauen in einen seriösen Kunsthandel aufzubauen". Nebenbei findet er Russland als "einen der interessantesten Plätze." Die Geschäftsleitung des - seit 1962 bestehenden - Wiener Büros übernimmt, wie bereits berichtet, Angela Baillou (geb 1969). Ihre Vorgängerin, Cornelia Pallavicini, wird künftig die Christie's-Dependance in Zürich verstärken, ihre Kontakte nach Wien aber nicht ganz abbrechen: Pallavicini zählt mit zwei Londoner Strategen zum Beratungsstab der Wiener Zweigstelle. Auktionen finden in Wien keine statt, geplant sind diverse Ausstellungen in den Schauräumen, auch derzeit gibt es was zu sehen - Zeitgenössisches. Sämtliche Auktionshäuser stürzten sich in den vergangenen Jahren auf den Bereich junger und aktueller Kunst. Man erinnere sich: "Contemporary art" bedeutete vor kurzem noch Kunst aus den 60er und 70er Jahren. Die Kunden werden jünger, dotcom-Millionäre latschen mit Jeans und Sneakers in den Auktionssaal. Was Wunder, dass auch Christie's Kontakte knüpft und nun zum zweiten Mal in Kooperation mit Wiener Galerien eine Ausstellung bestreitet. Im Gegensatz zum ersten Mal hat Gérard Goodrow, engagierter Zeitgenossen-Experte aus London, die Arbeiten nun thematisch verbunden. Die Kunstschaffenden - Andras Fiala, Matthias Herrmann, Maja Vukoje, Anna Meyer, Rita Vitorelli und Sebastian Weissenbacher - beschäftigen sich bei jugend.kult mit (ihrer) Kindheit und Jugend und den dazugehörenden Träumen und Mythen. Sie sind hoffentlich Teil der neuen "Jungs und Mädchen", deren Arbeiten es zu kaufen gilt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21. 1. 2001)