Peking - Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Il hat Chinas Reform- und Öffnungspolitik als "korrekt" gelobt. In der ersten offiziellen Bestätigung
seines fünftägigen China-Besuches sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhu Bangzao, vor der Presse, Staats- und Parteichef Jiang Zemin und
Kim Jong Il seien am Samstag in der Großen Halle des Volkes in Peking zusammengetroffen.
Beide Seiten hätten "breite Übereinstimmung" erzielt. Es sei um die Lage in beiden Ländern, die Entwicklung der Beziehungen sowie internationale Fragen gegangen.
Der Sprecher bestätigte, dass Kim Jong Il vier Tage lang die Hafenmetropole Shanghai besucht und hochmoderne Unternehmen besichtigt hat. Kim Jong Il reiste am
Samstagabend mit seinem Sonderzug nach Nordkorea zurück.
"Glücklich, die Errungenschaften zu sehen"
"Die großen Veränderungen, die in China und insbesondere in Schanghai stattgefunden haben, zeigen ganz klar, dass die Politik, die die chinesische Kommunistische
Partei und das chinesische Volk verfolgen, korrekt ist", sagte Kim Jong Il nach den Worten des Sprechers. Er sei "glücklich, die großen Errungenschaften mit
eigenen Augen zu sehen".
Ob der Machthaber Nordkoreas, dessen Volk unter Hunger und einem Zusammenbruch der Wirtschaft leidet, zu erkennen gegeben hat, dass er jetzt ähnliche
Wirtschaftsreformen anstreben will, beantwortete der Sprecher ausweichend. Jedes Land müsse seinen Entwicklungsweg anhand seiner eigenen Bedingungen
wählen. "Welche Politik Nordkorea nach diesem Besuch verfolgt, werden wir respektieren."
China lobt koreanische Annäherung
Bei seinem Besuch in Schanghai, in dessen Mittelpunkt die Wirtschaftsreformen standen, hatte Ministerpräsident Zhu Rongji den Gast aus Nordkorea begleitet. Kim
Jong Il besichtigte die mit japanischer Hilfe gebaute modernste Halbleiterfabrik Chinas, die Wirtschaftszone Pudong, die Aktienbörse, die Autoproduktion von
General Motors und das Stahlwerk Baoshan.
Jiang Zemin lobte die Bemühungen zwischen Nord- und Südkorea für eine Entspannung in den Beziehungen und eine "friedliche und freiwillige Wiedervereinigung".
Auch begrüßte Jiang Zemin die Anstrengungen Pjöngjangs, das Verhältnis zu Japan, den USA und anderen Ländern zu verbessern und zu normalisieren.
Einladung nach Nord-Korea
Zum Raketenabwehrsystem der USA, das immer wieder mit Nordkoreas Raketenprogramm begründet wird, sagte der Sprecher, China "lehnt alles ab, was dem
Frieden und der Stabilität auf der koreanischen Halbinsel abträglich ist". Selbst Südkorea lehne solche Systeme ab. Auf Fragen nach dem Raketenprogramm
Nordkoreas sagte der Sprecher nur, China wolle kein Wettrüsten auf der koreanischen Halbinsel sehen.
Er forderte aber auch eine "realistische Einschätzung der Fähigkeiten" Nordkoreas. Die Raketengespräche mit den USA hätten bereits Ergebnisse gebracht. China
hoffe, dass beide Seiten die Fragen durch friedliche Konsultationen lösen. Zu den ungewissen Aussichten für ein zweites koreanisches Gipfeltreffen zwischen Kim
Jong Il und Präsident Kim Dae Jung in Seoul hatte er nichts Neues zu sagen.
Kim Jong Il lud den chinesischen Präsidenten erneut zu einem Besuch nach Nordkorea ein. Ein Zeitpunkt wurde noch nicht festgelegt. (APA/dpa)