Nahost-Konflikt
Sharon-Verbündeter schockiert vor Wahlen mit extremen Äußerungen
Lieberman will gegebenenfalls Beirut "anzünden" - Mildes Urteil für Siedler nach Totschlag an palästinensischem Kind
Jerusalem - Im Wahlkampf vor den Premier-Wahlen in Israel hat ein politischer Verbündeter des Likud-Kandidaten Ariel Sharon
mit extremen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Avigdor Lieberman von der Partei "Nationale Einheit - Israel ist unser Haus" sagte nach
Medienberichten vom Sonntag, Israel werde nach einem Wahlsieg Sharons am 6. Februar Beirut "anzünden" und die libanesische
Infrastruktur zerstören, sollten Einwohner Nordisraels von der anderen Seite der Grenze aus angegriffen werden.
Israel werde auch die arabische Kleinstadt Beit Jala im Westjordanland wieder erobern, sollte von dort aus erneut auf die jüdische Siedlung
Gilo im Süden Jerusalems geschossen werden, sagte der aus Moldawien stammende Lieberman, Ex-Kabinettschef des früheren
Likud-Premiers Benjamin Netanyahu. "Toleranz ist im Nahen Osten nicht die richtige Währung und hat sich nicht als sinnvoll erwiesen",
meinte er. Wenn es "Provokationen" aus dem Iran gebe, könne man auch Teheran mit Raketen angreifen.
Sharon distanziert sich
Sharon betonte, Lieberman spreche nicht für ihn, sondern nur für sich selbst. Ahmed Tibi, Premier-Kandidat der arabischen Balad-Partei,
meinte am Sonntag, die Äußerungen Liebermans zeichneten ein "reales und erschreckendes Profil der kommenden Sharon-Regierung. Was
Sharon verstecken wollte, deckt Lieberman auf".
Ex-Minister Yossi Sarid vom linksorientierten Meretz-Bündnis sprach von einem "apokalyptischen Plan" Liebermans, der Israel in eine Reihe
mit "verrückten Staaten" wie Libyen und dem Irak stellen würde. Dies sei besonders Besorgnis erregend, weil Lieberman dem "rechten
Zentrum" angehöre und in einer Regierung Sharons sicher "einen wichtigen Ministerposten" erhalten werde.
Sozialdienst für Totschlag
Ein Gericht in Jerusalem hat unterdessen am Sonntag einen israelischen Siedler, der vor vier Jahren ein palästinensisches Kind zu Tode
getreten hatte, zu sechs Monaten Sozialdienst verurteilt. Das Gericht akzeptierte eine Einigung zwischen Anklage und Verteidigung, derzufolge
der Siedler Nachum Korman der Familie des kleinen Hilmi Shusha aus dem Dorf Hussan im Westjordanland umgerechnet weniger als
230.000 Schilling Entschädigung zahlen muss. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte zur Rechtfertigung des milden Urteils, Korman sei
bereits acht Monate in Untersuchungshaft gesessen und die Tötung des Knaben sei "eindeutig nicht absichtlich" erfolgt. (APA/dpa)