Wien - Samstagvormittag war Helene Partik-Pablé weichgeklopft, Sonntagmittag wurde sie auf dem Neujahrstreffen der Freiheitlichen als neue Spitzenkandidatin für die Wiener Landtagswahl präsentiert. Nachdem die bekannte Juristin, langjährige Nationalratsabgeordnete und engagierte Behindertensprecherin (sie ist selber Mutter einer behinderten Tochter) in die schwierige Aufgabe eingewilligt hatte, Hilmar Kabas auf der Wiener Landtagsliste zu ersetzen, schaltete sie voll auf Wahlkampf um: "Dieser Wahlkampf wird uns alles abverlangen", rief sie den FP-Anhängern aus allen Bundesländern zu, die sich in Oberlaa versammelt hatten. Kurz vorher noch hatten einige ungläubig gefragt, wer wohl die Frau in der orangen Jacke in der ersten Reihe wäre. Da hatte sie als einer der ersten Ehrengäste gemeinsam mit Tochter Almuth Platz genommen und k.u.k. Militärmusikklängen gelauscht, während sich der Einzug der Parteispitze wie üblich verzögerte. Dieser wurde mit so viel Pomp inszeniert, dass die Verunsicherung der kleinen Funktionäre bald schwand und Hilmar Kabas ohne äußere Anzeichen von Nervosität ans Rednerpult treten und die Wiener Wahl als "Richtungsabstimmung - was würde der rot-grüne Irrweg bedeuten?" ausrufen konnte. Kabas kommentierte seinen Rückzug aus der ersten Reihe so: "Man muss seine Hitzeschild-Funktion akzeptieren. Es ist wichtig, dass wir mit einem unbelasteten Spitzenkandidaten starten. Wir werden es allen zeigen, die sich jetzt die Hände reiben." Nur ein einziger Zwischenrufer ("Widerstand! Widerstand!") unterbrach Kabas - aber für ihn und die anschließend vorgestellte neue Spitzenkandidatin war das ein willkommener Anlass, "gewaltbereite" Demonstrationen und "demokratiepolitischen Ungeist" zu beklagen: "Diese Krawalle haben als Schirmherren Sozialisten und Grüne", sagte Kabas. Da seien die Freiheitlichen doch ganz anders, betonte Partik-Pablé: "Wir haben kein einziges Mal Veranstaltungen unserer politischen Gegner gestört. Wir haben niemals den Druck der Straße gebraucht." Vizekanzlerin und Parteichefin Susanne Riess-Passer ergänzte, dass es die FP-Gegner wären, die immer "gehässiger" würden. Rot-Grün bringe "politische Hooligans" ins Rathaus, "das sind politische Chaoten, sie hetzen das politische Klima auf. Rot-Grün bedeutet mehr Druck auf politisch Andersdenkende", fürchtet Partik-Pablé. Nach den Worten von Riess-Passer soll die Noch-Nationalratsabgeordnete "Wien vor Rot-Grün bewahren". "Ich werde ihr erster Wahlhelfer sein", ließ Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider keinen Zweifel daran, dass er seine Präsenz in Wien in den kommenden Wochen bis zur Wahl massiv verstärken wird. Und gab gleich einen Vorgeschmack auf die Tonart, die er anzuschlagen gedenkt. In Anspielung auf das Motto von Bürgermeister Michael Häupl "Ich steh' zu meinem Wien" meinte Haider: "Wenn man seine täglichen Wanderschaften zum Branntweiner kennt, kann man sich schon vorstellen, wie standhaft er ist." In Wien hätten die BürgerInnen nur die Wahl zwischen dem "rot-grünen Moskauer Bündnis" und der demokratischen Alternative, der FPÖ. Auch Haider setzt auf das AusländerInnen-Thema im Wahlkampf und sprach sich gegen eine Öffnung der Gemeindebauten aus: "Bevor der Herr Häupl beginnt, die Wiener auszutauschen, tauschen wir den Häupl aus." (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21.01. 2001)