Wien - Österreichs Privatbanker sind derzeit wieder in Bewegung: Die Bank Privat der Bank Austria könnte unter bayerischem Dach bald mit der Schoellerbank fusioniert werden, ABN Amro hat sich aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen, dafür steht Oppenheim in den Startlöchern - und auch die Bank der Königin will sich jetzt mit ihrem neuen Geschäftsführer Christoph Kunath ein Stück vom Kuchen in Österreich holen. Oppenheim schnappte sich kürzlich Bernhard Ramsauer von der Bank-Austria-Fondstochter Capital Invest, Coutts (gehört zur Royal Bank of Scottland) hat Kunath von der Raiffeisen-Privatbank Kathrein abgeworben. Ab einer Mio. Franken gehören Klienten zum Coutts-Zielpublikum. Im Gedränge mit den Mitbewerbern sieht sich Kunath nicht, denn einerseits sei der "Kuchen größer als wir glauben", und andererseits glaubt er sich mit Beratungsintensität klar positionieren zu können: "Pro Berater betreuen wir maximal 50 Kunden, anderswo sind das 200." Wer jahrelang gespart habe, verfüge "bald über ein paar Millionen", ist seine Wahrnehmung des Bedarfes an Private Banking im Lande, gleichzeitig attestiert er seinem Publikum aber Lernbedarf im mittelfristigen Umgang mit Investments: Das Anlageverhalten sei sehr zyklisch, klassisches Reflexverhalten oft schwer zu verhindern: "In guten Zeiten sind die Konservativsten risikobereit - und umgekehrt." Als größtmöglichen Fehler im Umgang mit Geld sieht er das Kundenbedürfnis, am Tiefstpunkt eines Marktzyklus das gesamte Portefeuille radikal umzudrehen, also etwa von Aktien in Anleihen. "Weil dann war man beim Abschwung voll dabei, versäumt aber den Aufschwung." Demnach sollten sich Anleger mit einer Schwankungsbreite zwischen minus 13 Prozent in schlechten und plus 25 Prozent in guten Jahren anfreunden. (kbau, D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 21. 1 . 2001)