Welches Schweinderl hätten S' denn gern? Der TV-Quizmaster Robert Lembke fragte so einst die Farbe von Sparschweinen ab. Heute müssten wir eine solche Frage anders auffassen. Ein Tier mit viel oder wenig Hustenpräparat intus, eine mit Hormonen behandelte (billige) Turbosau oder doch ein (teureres) normal aufgepäppeltes Viecherl gefällig, ein präventiv medikamentiertes Tierchen, und darf's auch was gegen Stress bekommen haben? Das sind die neuen Entscheidungskriterien: ziemlich ungesund oder auch gefährlich. Eine zynische Darstellung eines unglaublichen Skandals? Nun ja, das ist kaum weniger grauslich als der bisherige Umgang mit diesen Machenschaften. Seit Jahr und Tag wird "am Land" über die Spritzen geredet, die mancher Schweinehalter von wer weiß wo her hat und die er seinen Tieren vorsorglich ins Fleisch drückt. DER STANDARD schrieb immer wieder über diese illegalen Gebräuche und ihre gefährlichen Folgen, Ermittler formulierten Anzeigen und informierten die zuständigen Ministerien. Und jetzt - ist das große Entsetzen ausgebrochen. Plötzlich und unvermutet, so scheint die Schweinemisere über uns gekommen zu sein. Das ist der eigentliche Skandal: so zu tun, als habe man von nichts wissen können. Übertroffen wird das alles nur noch von der Kaltschnäuzigkeit mancher Interessenvertreter. Die Bauern könnten doch nicht wissen, dass das Medikament, das sie irgendwo besorgt haben, verboten sei, meinte einer am Wochenende - ernsthaft. So blöd kann doch niemand sein, dass er das glaubt. So blauäugig kann kein Züchter sein, dass er nicht wüsste, dass zum Präparat eine Verschreibung und zu dieser ein Tierarzt gehört. Es ist zum Kotzen. Was leider aber auch nichts hilft - gegen's präparierte Essen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.1.2001)