Ulm - Ein Tropfen Blut oder ein bisschen Fleisch vom Schnitzel reichen aus: Für 15 Mark (7,67 Euro/105,5 S) Testgebühr kann die Ulmer Firma Inter-Aktiva Biotech genau sagen, welches Rind auf dem Teller des Verbrauchers landet. Mit Hilfe eines so genannten genetischen Fingerabdrucks lässt sich die Identität genau feststellen; Etikettenschwindel bei Kennzeichnung und Herkunftsnachweis werden damit nahezu unmöglich. Dies bedeutet ein wenig mehr Sicherheit in diesen unsicheren BSE-Zeiten. "Die Hard- und Software für eine flächendeckende Rindergendatenbank haben wir voll entwickelt vorliegen", sagt Flavio Ortigao, Geschäftsführer bei Inter-Aktiva, "innerhalb von sechs Monaten wäre die Infrastruktur voll aufgebaut. Dann wären 10.000 Genotypisierungen pro Tag überhaupt kein Problem." Das in Kooperation mit der Technischen Universität München entwickelte und patentierte Verfahren kann schnell und sicher Klarheit über die Identität von Tieren oder die Herkunft von Fleisch schaffen. Viele Anfragen Ortigao erhält täglich Anrufe von Bauern, die ihre Herde klar erfassen wollen, ohne das Risiko falscher Ohrmarken oder ähnlicher Kennzeichnungen. Auch Metzger und Fleisch- und Wurstfabriken fragen an: Ihnen geht es natürlich darum, die Herkunft ihres Fleisches zu prüfen und zu verhindern, dass eventuell doch BSE-verseuchtes Fleisch auf dubiosen Wegen in den Handel kommt. Die Stuttgarter Fleischerinnung reagiert durchaus positiv auf die neue Idee: "Jede Maßnahme, die dem Verbraucher nützt und Klarheit über die Herkunft des Fleisches bringt, begrüßen wir mit offenen Armen", sagt ihr Leiter Hans-Peter de Longueville. Seine bundesweit zuständigen Kollegen vom deutschen Fleischerverband reagieren da etwas zurückhaltender: "Das ist sicherlich ein guter Ansatz, aber zuerst sollte das System seine Praxistauglichkeit beweisen. Wer diesen Test machen lässt, sollte das auf freiwilliger Basis tun", erläutert der Tierarzt Wolfgang Lutz, der für die Fleischhygiene zuständig ist. "Insgesamt wäre eine Rindergendatenbank aber ein gutes Instrument zur Kontrolle der Rindfleischetikettierung." Die Etiketten blieben aber weiter zur Verbraucherinformation wichtig. In Sachsen-Anhalt ist man schon einen Schritt weiter: Ab Ende Januar wird dort konsequent eine Rindergendatenbank aufgebaut; Bauern und Fleischer unterstützen das Projekt. Jedem neugeborenen Kalb wird beim Durchstechen des Ohres für die Ohrmarke automatisch eine Gewebeprobe entnommen, der genetische Fingerabdruck des Rindes wird analysiert und mit der entsprechenden Ohrmarkennummer in einer Datenbank gespeichert. "Sie können sich das fast wie eine Verbrecherdatenbank für Rinder vorstellen" erklärt Anette Schütz, Pressesprecherin im Landes- und Umweltministerium in Magdeburg. "Wir wollen, dass jederzeit die Herkunft von Tier und Fleisch zweifelsfrei nachvollzogen werden können, und dies ist nach dem Stand der Technik derzeit nur über eine Genanalyse zweifelsfrei möglich." Flavio Ortigao sieht das genauso und er hofft, jetzt mehr öffentlichen Zuspruch für sein Verfahren zu finden als vor zwei Jahren. Damals lehnte eine Expertenkommission des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit der Begründung "kein Bedarf" seinen Antrag auf Förderung des Projekts ab. Jetzt ist sein Verfahren voll einsatzreif - und der Bedarf da. (Von Petra Seiler/AP)