Frankfurt/Los Banos - Zwei deutsche Wissenschafter haben auf den Philippinen die ersten Körner einer gentechnisch veränderten Reispflanze überreicht. Er soll den in den Entwicklungsländern verbreiteten Mangel von Vitamin A lindern, berichten sie in der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) vom Montag. Nach ihren Angaben haben sechs Agrar-Weltkonzerne, darunter Bayer und Monsanto, ihre Patente auf die Pflanze frei gegeben. Wenn die Unternehmen, die den "goldenen Reis" in den Entwicklungsländern vermarkten, weniger als 10.000 Dollar (10.638 Euro/146.386 S) Gewinn erzielen, verzichten die Firmen auf ihre Lizenzgebühren. Die beiden Erfinder, der in Zürich lebende Ingo Potrykus sowie der Biochemiker Peter Beyer von der Universität Freiburg, hatten nach Angaben der FAZ symbolisch die ersten Körner Ende letzter Woche überreicht. Der von ihnen entwickelte Reis enthält unter anderem Gene von Narzissen, Pilzen und Bohnen. Mit Hilfe dieser Gene produziert der Reis Vitamin A. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit 140 bis 250 Millionen Kinder an Vitamin A- Mangel. Er kann zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung führen. Vitamin A-Mangel ist auch dafür verantwortlich, dass Infektionskrankheiten schwerer verlaufen. Durch die Vitamin- Anreichung im Grundnahrungsmittel Reis könne die Kindersterblichkeit um fast ein Viertel gesenkt werden, glaubt die WHO. Als die Erfindung vor rund einem Jahr in der Fachzeitschrift "Science" vorgestellt wurde, gab es auch Kritik. Die Deutsche Welthungerhilfe wollte den Vitamin-Bedarf lieber durch genügend Obst und Gemüse gelindert sehen, als die Risiken der Gentechnik einzugehen. Auch Organisationen in den Entwicklungsländern wehren sich nach FAZ-Informationen dagegen, dass ihre Länder "zum Experimentierfeld der Konzerne" gemacht würden. Nach Auskunft der Forscher ist der Reis bisher noch eine "Laborvarität" und noch nicht landwirtschaftlich relevant. Es sei nun nötig, die Gene auf die wesentlichen Sorten zu übertragen, die an die jeweilige Region angepasst sind. Zudem soll die Karotinproduktion noch erhöht werden. (APA)