Peking - Mit der Androhung von harten Strafen will die chinesische Regierung Proteste der verbotenen Sekte Falun Gong ersticken. Ministerpräsident Zhu Rongji rief die Pekinger Polizei auf, sich gut gegen Demonstrationen während der am Mittwoch beginnenden chinesischen Neujahrsfeiern zu rüsten, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete. Die Zeitungen warnten die Falun-Gong-Anhänger davor, sich mit Protesten "zu Feinden des Volkes" zu machen. Der Aufruf des in den USA lebenden Falun-Gong-Gründers Li Hongzhi, gegen das Verbot der Bewegung zu demonstrieren, nannten die Medien einen Versuch, China zu destabilisieren. Die "besessenen" Anhänger müssten erkennen, dass hinter den Protesten ein "extrem brutales, extrem böses, kriminelles Ziel" stehe, schrieb das KP-Zentralorgan "Renmin Ribao" (Volkszeitung). Peking hat die Sekte, die es ursprünglich gefördert hatte, im Juli 1999 verboten und seitdem Zehntausende von Falun-Gong-Mitgliedern festnehmen lassen. Der obskure Kult verbindet meditative Gesundheitsübungen wie die traditionelle chinesische Atemtechnik (Qigong) mit einem wirren Gemisch von Elementen aus verschiedenen Religionen, vor allem buddhistischer und taoistischer Inspiration. Sektenführer Li Hongzhi, der nach Darstellung seiner Kritiker auch offen rassistische Theorien verbreitet, verlangt strenge Gefolgschaft und hat Falun Gong im Kern wie eine klassische Geheimgesellschaft organisiert. Nach einem Bericht der Pekinger Jugendzeitung "Beijing Qingnian Ribao" versuchten im vergangenen Monat 30 Sektenanhänger in der Stadt Tangshan Selbstmord zu begehen. Zwölf weitere seien in Guangdong von einem vierstöckigen Gebäude gesprungen, einer sei dabei ums Leben gekommen. Nach Angaben von Menschenrechtsverfechtern sollen rund hundert Mitglieder der Bewegung in Gefängnissen ums Leben gekommen sein. (APA/AP)