Wien
Kellerkocher verärgern Amt
Szenetreffpunkt erfreute seine Gäste "ohne jede Genehmigung"
Wien - Herr Niesswohl hielt
den
Standard
in der Hand, als
er Samstagnachmittag zum
Friseur in der Gumpendorferstraße kam. Der Beamte des
Marktamtes, erinnert sich Felix Vidensky, sei aufgebracht
gewesen. "Das" soll er die Zeitung auf den Tresen geknallt
haben, "wird Ihnen auf den
Kopf fallen." Dann, so Vidensky habe er Lebensmittelproben genommen, Notizen
gemacht und wieder verschwunden.
Freilich: Der Friseur war
nicht irgendein Barbierladen,
sondern jener Szene-Ort, an
dem der Waldviertler Bauer
Videnksy Regie führte. Seit
Herbst wurde im Geschäft
Kunst gezeigt - und im Keller
gekocht. Während Ersteres
das Amt nicht interessierte,
erfuhr es von Letzterem erst
via
Standard
- rechtzeitig zur
Abschiedsparty des unter dem
Namen "Hanfbauer" firmierenden Projektes, dessen über
offener Propanflamme zubereitete Kellergerichte Wiens
Szene geradezu magisch angezogen hatten.
"Ich habe den Beamten erklärt, dass das im Erdgeschoss
ein Kunstprojekt und das im
Keller eine Privatveranstaltung ist", blickt Vidensky den
kommenden Behördenschreiben gelassen entgegen, "und
auch, dass wir etwas Ähnliches bald wieder machen."
Im Büro der für Marktamt
und Konsumentenschutz
zuständigen Stadträtin Renate
Brauner hält sich die Vorfreude darauf jedoch in engen
Grenzen: "Auch wenn die Idee
sympathisch ist, kann es nicht
sein, dass jemand ohne Genehmigungen ein Lokal macht
und sich über alle Vorschriften - nicht zuletzt die der Lebensmittelhygiene - hinwegsetzt."
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.1.2001)