Wien - Bei den drei österreichischen Fluglinien, AUA, Lauda Air und Tyrolean, die insgesamt rund 8000 Mitarbeiter beschäftigen, deutet vieles auf einen baldigen und groß angelegten Streik hin. Vor allem das fliegende Personal, aber auch Teile der am Boden stationierten Mitarbeiter, wehren sich vehement gegen die seit dem Regierungswechsel massive Einflussnahme der Politik. Vor allem eine Rückkehr von Ex-Tyrolean-Boss Fritz Feitl und Niki Lauda wird abgelehnt. Das seit Monaten unter permanenten Beschuss stehende AUA-Führungsduo Herber Bammer und Mario Rehulka ist seit dem Zwist mit Niki Lauda dem schwarz-blau gefärbten ÖIAG-Aufsichtsrat ein Dorn im Auge. Doch die von der ÖIAG (sie hält 39,7 Prozent an der AUA) betriebene Ablöse des Duos stößt den Betriebsräten sauer auf. Ihr Argument: "Es stimmt schon, die Betriebsräte können sich ihren Vorstand nicht aussuchen. Aber die Politiker wie Finanzminister Karl-Heinz Grasser und gar die Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer können das auch nicht tun, weil sie dafür ebenfalls nicht zuständig sind." Hauptversammlung Dessen ungeachtet kündigte Grasser am Montag bei der AUA eine außerordentliche Hauptversammlung (HV) für Februar an, die einen neuen Aufsichtsrat bestellen soll. Einberufen wird die HV vom Vorstand im Auftrag des Aufsichtsrats, dessen Vorsitzender derzeit noch Rudolf Streicher ist. Sie muss im Amtsblatt der Wiener Zeitung vier Wochen vorher angekündigt werden. Grasser betonte, er mische sich nicht in die Beteiligungen der ÖIAG ein. "Das ist Aufgabe der Organe. Ich erwarte mir allerdings, dass rasch Entscheidungen fallen und Ordnung gemacht und das Trauerspiel beendet wird. Damit die Luftfahrtgruppe Gewinne macht und wir auf die rot- weiß-rote Heckflosse wieder stolz sein können." Ob ein neu formierten Aufsichtsrat tatsächlich Bammer und Rehulka zur Aufgabe wird zwingen können, bleibt abzuwarten. Streicher, der bis zur nächsten HV noch AUA- Aufsichtsratschef ist, scheiterte im November damit, Feitl in den AUA-Vorstand zu hieven. Ebenso misslang sein Begehr, Bammer zum Chef zu machen und AUA-Finanzchef Fritz Otti in den Vorstand aufzunehmen. Die Bestellung Feitls scheiterte am Veto der Banken (Bank Austria, RZB, Bawag), die zusammen mit anderen institutionellen Anlegern 18,2 Prozent an der AUA halten. Solange die sich nicht aus dem Aufsichtsrat drängen lassen, wird es die ÖIAG schwer haben, einen ihr genehmen Vorstand zu installieren. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 23.1.2001