Wien - Ein relativ neues Komprimierungssystem für DVD-Filme könnte die Filmindustrie so umkrempeln, wie die Tauschprogramme MP3 und Napster die Musikindustrie auf den Kopf gestellt haben. Mit dem "DivX"-Code können nämlich DVD-Videos so komprimiert werden, dass sie - bei gleichzeitig hoher Qualität - nur relativ wenig Speicherplatz benötigen. Damit wird es möglich, Filme über das Internet zu tauschen und auf gewöhnlichen Heimcomputern zu speichern und abzuspielen. So, wie dies mit Musik bereits geschieht.

Denn mit DivX, das auf einem Kompressionsformat namens MPEG-4 basiert und laut ORF-Futurezone ein geknackter Microsoft-Code ist, schrumpft die Zeit, die für das Herunterladen eines solchen Filmes notwendig ist, auf vertretbare zwei bis drei Stunden. Der Speicherplatz, den ein Film dann nur mehr benötigt, liegt bei 700 MB. Das ist zwar mehr, als auf eine herkömmliche CD draufpasst, jedoch tragbar für gute PC-Speicherkarten. Zum Vergleich: Eine Videodatei in VHS-Qualität benötigt sechs Gigabyte.

Nervosität

Schon des Längeren beobachten Filmemacher nervös die Schwierigkeiten, die das Internet der Musikindustrie beschert. Die Industrie begann mit einer Vorwärtsstrategie:

Das zu Walt Disney gehörende Unternehmen Miramax hat dieser Tage angekündigt, einen Spielfilm über das Internet an den Endkunden - in der Startphase nur an Leute in den USA - "verleihen" zu wollen. Der 105 Minuten dauernde Film Guinevere, eine Komödie, ist unter der Adresse www.guineverethemovie.com>herunterzuladen und kostet 3,49 Dollar, rund 50 Schilling, zahlbar mit Kreditkarte. Angeblich ist die herunterladbare Datei so konzipiert, dass man sich den Film dann 24 Stunden lang ansehen kann und Vervielfältigung nicht möglich ist. Die Systemvoraussetzungen für den Heimrechner bewegen sich in neuesten Bandbreiten (Pentium II, Grafikkarte und Windows Media Player 7). Allerdings wird ein Breitbandanschluss empfohlen. - Würde man ein "normales" Modem nehmen, benötigte der Download noch immer rund sechs Stunden.<

Damit geht Miramax vollkommen neue Wege. Es ist geplant, ließ die Disney-Tochter verlauten, im Laufe des Jahres insgesamt zwölf Filme über das Internet an den Seher zu bringen.

Bisher hatten digitale Filmpiraten mit dem Problem der Wiedergabequalität zu kämpfen. Einer der ersten Straßenfeger, der, kaum in den Kinos, auch über das Internet anzusehen war, war "Star Wars: Episode 1" gewesen. In Portionen verpackt und in lausiger Qualität hatte der Film seinen Weg ins Netz gefunden. (ruz/DER STANDARD, Printausgabe 23.1.2001)