Wien - Herr Niesswohl hielt den STANDARD in der Hand, als er Samstagnachmittag zum Friseur in der Gumpendorferstraße kam. Der Beamte des Marktamtes, erinnert sich Felix Vidensky, sei aufgebracht gewesen. "Das", soll er die Zeitung auf den Tresen geknallt haben, "wird Ihnen auf den Kopf fallen." Dann, so Vidensky, habe er Lebensmittelproben genommen, Notizen gemacht und sei wieder verschwunden. Freilich: Der Friseur war nicht irgendein Barbierladen, sondern jener Szene-Ort, an dem der Waldviertler Bauer Vidensky Regie führte. Seit Herbst wurde im Geschäft Kunst gezeigt - und im Keller gekocht. Während Ersteres das Amt nicht interessierte, erfuhr es von Letzterem erst via S TANDARD - rechtzeitig zur Abschiedsparty des unter dem Namen "Hanfbauer" firmierenden Projektes, dessen über offener Propanflamme zubereitete Kellergerichte Wiens Szene geradezu magisch angezogen hatten. "Ich habe den Beamten erklärt, dass das im Erdgeschoß ein Kunstprojekt und das im Keller eine Privatveranstaltung ist", blickt Vidensky den kommenden Behördenschreiben gelassen entgegen, "und auch, dass wir etwas Ähnliches bald wieder machen." Im Büro der für Marktamt und Konsumentenschutz zuständigen Stadträtin Renate Brauner hält sich die Vorfreude darauf jedoch in engen Grenzen: "Auch wenn die Idee sympathisch ist, kann es nicht sein, dass jemand ohne Genehmigungen ein Lokal macht und sich über alle Vorschriften - nicht zuletzt die der Lebensmittelhygiene - hinwegsetzt." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Print-Ausgabe 2001)