Die russische Justiz hat am Montag 19 Prozent der NTW-Fernsehaktien der regierungskritischen Mediengruppe Media-MOST vorübergehend unter Zwangsverwaltung gestellt. Das Gericht in Moskau folgte damit einem Antrag des Erdgaskonzerns und Hauptgläubigers von Media-MOST, Gasprom, wie die Nachrichtenagentur RIA-Nowosti meldete. Die Entscheidung bedeutet, dass der Aktienanteil bis zu einer Sitzung des Moskauer Schiedsgerichts am 14. Februar für den Verkauf gesperrt ist. Sollte der mehrheitlich staatliche Gasprom-Konzern den 19-prozentigen Aktienanteil erwerben, wäre er Mehrheitseigner des Fernsehsenders NTW. Bisher ist Gasprom mit 46 Prozent an NTW und mit 25 Prozent am Medienkonzern Media-MOST von Wladimir Gussinski beteiligt. Der Medienkonzern kündigte als Reaktion auf die Gerichtsentscheidung an, dass er sich weiterhin darum bemühe, NTW-Aktien an den US-Medienmogul und CNN-Gründer Ted Turner zu verkaufen. Dabei handle es sich nicht um die jetzt unter Zwangsverwaltung gestellten 19 Prozent, sagte Konzernsprecher Dmitri Ostalski. Der Kreml hatte unlängst Turners Forderung zurückgewiesen, ihm bei einer Beteiligung am Fernsehsender NTW dessen Unabhängigkeit zu garantieren. Die Regierung in Moskau ist insbesondere wegen der kritischen NTW-Berichterstattung zum Tschetschenien-Krieg verärgert. Die russische Justiz ging in den vergangenen Monaten immer wieder gegen Media-MOST vor. Gussinski, der derzeit in Spanien unter Hausarrest steht, droht die Auslieferung an Russland. Er war am 12. Dezember in seinem Ferienhaus an der spanischen Costa del Sol auf Grund eines internationalen Haftbefehls festgenommen worden. Die russischen Behörden werfen ihm vor, umgerechnet 500 Mill. DM (256 Mill. Euro/3,52 Mrd. S) unterschlagen zu haben. (Schluss) hs/sm APA679 2001-01-22/19:49