Innsbruck/Brüssel/Berlin - Jährliche Kontrollen aller tierhaltenden Höfe, eine Neuregelung der Förderung und die Errichtung eines Tiergesundheitsdienstes: Damit zieht Tirol Konsequenzen aus der BSE-Gefahr und dem Vertrauensverlust in das Rindfleisch - obwohl das Fleisch "so sicher wie noch nie" sei. Bei der jährlichen Kontrolle, der sich bisher nur Biobauern unterziehen mussten, sollen Tierhaltung, Fütterung und Gesundheitszustand (Arzneimittelvergabe) überprüft werden. Ab März werden zunächst die Futtermittel kontrolliert. Laut Bauernbundobmann Anton Steixner wurden nicht nur in grenznahen Gebieten billigere und als unsicherer geltende deutsche Futtermittel bezogen. Zudem sollen zuerst vom Ausland bezogene Rinder, etwa 300 tirolweit, verkauft werden. Veterinärdirektor Eduard Wallnöfer gibt allerdings zu bedenken: "Die Seuchenbekämpfung dauert zehn Jahre." Investitionshilfen des Landes für Stallbauten wird es ab sofort nur mehr bei einer vorgesehenen Mindestfläche pro Rind geben, sagte Agrarlandesrat Eberle. Konkret bei 2,5 Großvieheinheiten pro Hektar in günstigen, 1,5 Tieren pro Hektar in schlechten Lagen. Extra-Milliarden Die Europäische Union (EU) will die Folgen der BSE-Krise auch mithilfe eines Nachtragshaushalts meistern: Es soll eine Milliarde Euro (13,76 Milliarden Schilling) für Schnelltests, die Stützung der Marktpreise und Hilfen für die Bauern bereitgestellt werden Nach einem BSE-Verdachtsfall steht in Sachsen-Anhalt möglicherweise erstmals eine Großherde vor ihrer Vernichtung. Es wird geprüft, ob nach einer Bestätigung des Verdachts alle 950 Tiere des Hofes getötet werden müssten - Wert umgerechnet sieben Millionen Schilling. Christian Gabriel, neuer Leiter der Blutzentrale am Linzer AKH, berichtete am Montag von gestiegenen Ängsten von Patienten, über Bluttransfusionen mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit infiziert zu werden. Er beruhigt: Kein Fall einer Ansteckung sei bekannt, Menschen, die längere Zeit in Großbritannien gelebt haben, dürfen nicht Blut spenden. (bs/aw/reuters/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. Jänner 2001)