Taba - Israelische und palästinensische Bevollmächtigte haben am Dienstag ihre Friedensverhandlungen im ägyptischen Seebad Taba unterbrochen. Wie das ägyptische Fernsehen meldete, ist Israels Außenminister und Delegationsleiter Shlomo Ben-Ami zurückgereist, um Ministerpräsident Ehud Barak über den Stand der Gespräche zu informieren. Der palästinensische Chefunterhändler, der Minister für Kommunalverwaltung Saeb Erekat, hält einen Durchbruch binnen weniger Tage für ausgeschlossen. Er glaube nicht, dass bei den Marathonverhandlungen ein Abkommen erzielt werden könne, sagte Erekat am Dienstag. Nach Angaben aus der palästinensischen Verhandlungsdelegation soll während der geplanten Gesprächsrunden in der Nacht und am Mittwochmorgen über eine Fortsetzung oder Verschiebung der Verhandlungen entschieden werden. Kritik an Clinton Die Palästinenser haben die amerikanische Vermittlerrolle im Nahost-Friedensprozess unter dem aus dem Amt geschiedenen Präsidenten Bill Clinton kritisiert. Die Vermittlung der USA sei in den letzten sieben Jahren von "Fehlern und Fehlschlägen" sowie einer eindeutig pro-israelischen Haltung geprägt gewesen, hieß es in einer Erklärung der palästinensischen Verhandlungsdelegation. Namentlich kritisiert wird darin Clintons Nahost-Unterhändler Dennis Ross. Er und andere Mitglieder seiner Delegation hätten eingeräumt, gefühlsmäßig mit Israel verbunden zu sein. Offenbar mit Blick auf die neue US-Regierung unter Präsident George W. Bush hieß es, die Vereinigten Staaten könnten einen Beitrag zum Friedensprozess leisten, wenn sie aus den Fehlern und Fehlschlägern der vergangenen sieben Jahren lernten. Große Hoffnungen Israelische und palästinensische Bevollmächtigte wollten am Dienstag bei ihren Verhandlungen im ägyptischen Seebad Taba mit der Aufzeichnung eines Rahmenabkommens für eine dauerhafte Friedenslösung beginnen. Wie der israelische Rundfunk in der Früh berichtete, sollen dabei zunächst sämtliche Punkte erfasst werden, auf die sich die beiden Seiten in ihren bisherigen Verhandlungen einigen konnten. Beide Seiten betonten nach dem ersten Verhandlungstag am Montagabend zwar, dass die Unterzeichnung eines umfassenden Abkommens bis zur Wahl eines neuen Ministerpräsidenten in Israel am 6. Februar nicht zu erreichen sei, sie bezeichneten jedoch die Gespräche als "intensiv und ernsthaft". Israelische Politiker betonten, die palästinensische Seite habe "noch nie so ernsthaft verhandelt" wie bei den laufenden Gesprächen in Taba. Neue Vorschläge In der Frage des Rückkehrrecht für rund 3,7 Millionen Palästinenser gab es den Angaben zufolge ebenfalls einen neuen Vorschlag. Demnach sollten in den kommenden 20 Jahren "aus humanitären Gründen und im Zuge der Familienzusammenführung" 150.000 Flüchtlingen die Rückkehr gestattet werden. Bisher hatte Israel der Rückkehr von lediglich 50.000 Palästinensern zugestimmt. Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak äußerte unterdessen offiziell sein Bedauern über den Tod von 13 arabischen Israeli, die im vergangenen Oktober bei Demonstrationen von der israelischen Polizei getötet wurden. Die genauen Umstände würden gegenwärtig von einer Regierungskommission untersucht, sagte Barak am Montag im israelischen Fernsehen. Der palästinensische Unterhändler und Minister für Kommunalverwaltung Saeb Erekat betonte in einem Interview mit dem israelischen Rundfunk am Dienstag, die Palästinenser würden sich wegen der israelischen Wahlen nicht in ein Abkommen drängen lassen. "Wir können nicht zulassen, dass diese Wahl wie ein Schwert über unserem Nacken hängt," sagte er. Allerdings hatte Erekat am Montagabend noch die Möglichkeit einer "positiven Überraschung" bis zum Wochenende angekündigt, falls die Verhandlungen so ernsthaft fortgesetzt würden. (APA/dpa)