Jerusalem - Im Streit um Lohnerhöhungen im Öffentlichen Dienst in Israel haben sich die Gewerkschaften am Dienstag bereit erklärt, ihre Streiks zunächst nicht auszuweiten und weiter mit der Regierung zu verhandeln. Sie folgten damit einer Bitte des Arbeitsgerichtshofes, teilte der Gewerkschaftsbund Histadrut am Dienstag mit. Das Finanzministerium hatte vor dem Gerichtshof verlangt, die Streiks zu stoppen. Die Verhandlungen sollen nun bis Donnerstag fortgesetzt werden. Dann ist einen neuer Gerichtstermin geplant. Die Gewerkschaften fordern eine Gehältserhöhung um 16 Prozent, rückwirkend zum Jänner 1999. Die Regierung lehnt die Forderungen als zu hoch ab. Sowohl Gewerkschaftsbund als auch Regierung haben Zweifel, dass eine neue Verhandlungsrunde zum Erfolg führt. Die Differenzen seien zu groß, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Ähnlich äußerte sich auch Histadrut. Der Gewerkschaftsbund strebt nach eigenen Angaben eine proportionale Angleichung der Gehälter an die für Regierungsbeamte an. Das Finanzministerium hat errechnet, dass die rückwirkende Erhöhung der Gehälter umgerechnet rund 35 Mrd. S kosten würde. Die Regierung wirft dem Gewerkschaftsbund vor, die Lage in Israel zwei Wochen vor der Ministerpräsidentenwahl und angesichts anhaltender Unruhen in den Palästinenser-Gebieten auszunutzen. Histadrut beschloss, den internationalen Flughafen Tel Aviv am Dienstag und am Mittwoch erneut für je zwei Stunden zu sperren. Am Montag waren nach Gewerkschaftsangaben rund 400.000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in den Streik getreten. In den drei größten Städten des Landes, Tel Aviv, Jerusalem und Haifa, kam die Müllabfuhr zum Erliegen. Der Flughafen bei Tel Aviv wurde zwei Stunden lang bestreikt und Schiffe nicht in die Häfen gelassen. (APA/Reuters)