Afghanistan
Hungerkatastrophe im Norden Afghanistans
UNO: Fünf von 10.000 Kindern sterben pro Tag an Unterernährung
Islamabad - Kinder in den Kriegs- und Dürregebieten Afghanistans sterben an Hunger und Unterernährung. In den Provinzen Faryab und Balkh liegt die Sterblichkeitsrate nach Angaben der Vereinten Nationen besonders hoch. Dort verhungern jeden Tag fünf von 10.000 Kindern, teilte das UNO-Büro für Afghanistan am Dienstag in Islamabad mit. Die Hälfte aller Kinder in dieser Region leide unter chronischer Unterernährung, 20 Prozent unter schwerer Unterernährung. Auch in Städten wie Kandahar und Kabul seien bis zu 25 Prozent der Kinder unter fünf Jahren unterernährt. Das Welternährungsprogramm (WFP) geht davon aus, dass bis zu einer Million Afghanen während des kommenden Winters der Hungertod droht.
Afghanistan leidet unter der schlimmsten Dürre seit 30 Jahren. Bereits im November hatten die Vereinten Nationen vor einer Hungersnot gewarnt. Der andauernde Krieg zwischen den Taliban, die mehr als 90 Prozent des Landes beherrschen, und den Verbänden der international anerkannten Regierung unter Ahmed Shah Massud verschlimmert die Lage. Das Flüchtlingsochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) hatte am Montag in Genf auf das Schicksal der Flüchtlinge an der Grenze zu Tadschikistan hingewiesen, die in Erdlöchern hausen und nicht genug zu essen haben.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) verteilt zurzeit in Afghanistan 20.000 Tonnen Lebensmittel pro Monat. Die Vorräte des WFP reichen nur noch bis April. Die UNO und Hilfsorganisationen arbeiten trotz der Sanktionen weiter, die die Vereinten Nationen gegen die Taliban verhängt haben. Sie wollen damit die Auslieferung des von den USA gesuchten Terrordrahtziehers Osama Bin Laden erzwingen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Staatengemeinschaft zu einem entschlossenen Vorgehen gegen das "terroristische" Taliban-Regime aufgerufen. In den Taliban-kontrollierten Gebieten würden Minderheiten verfolgt und vor allem Frauen entrechtet und gedemütigt. Die Taliban hätten überall dort, wo sie auf Widerstand stießen, die Häuser und die Ernte verbrannt, um eine baldige Rückkehr der Flüchtlinge zu verhindern. Die GfbV wirft den Taliban schwerste Menschenrechtsverletzungen vor und fordert, dass die Taliban konsequent zu isolieren seien. (APA/dpa)