Sarajewo - Vor einem Gericht in Mostar in Bosnien-Herzegowina stehen seit Dienstag sechs bosnische Moslems vor Gericht, denen Kriegsverbrechen während des Bosnien-Krieges zur Last gelegt werden. Die Anklage wirf ihnen vor, während der Einnahme der Ortschaft Bijelo Polje bei Mostar im September 1993 gegen die Genfer Konvention zum Schutz von Kriegsgefangenen verstoßen zu haben. Das berichtete der bosnische Rundfunk. Demnach sollen die Angeklagten acht Angehörige der bosnisch-kroatischen Armee HVO misshandelt haben. Eines der Opfer sei seinen Verletzungen erlegen, ein zweites später erschossen worden. Das UNO-Kriegsverbrechertribunal, das die oberste Strafverfolgungsbehörde für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien ist, habe dem Verfahren vor dem Bezirksgericht in Mostar zugestimmt, meldete der Rundfunk. Mordvorwurf zurückgewiesen Zwei der Angeklagten hätten am ersten Prozesstag zugegeben, die HVO-Soldaten verschleppt zu haben, den Mordvorwurf aber zurückgewiesen, berichtete der Rundfunk weiter. Die anderen Angeklagten sollten in den kommenden zwei Tagen vernommen werden. Vor bosnischen Gerichten hat es bereits eine Reihe von Verfahren wegen Kriegsverbrechen gegeben. Im November mussten sich fünf Kroaten in Mostar wegen mutmaßlicher Übergriffe gegen bosnische Moslems verantworten. Im Bosnien-Krieg 1992/95 hatten Moslems und Kroaten gegen die Serben gekämpft, die ihr Gebiet in dem früheren jugoslawischen Bundesland an Rest-Jugoslawien anschließen wollten. 1993/94 kam es zwischenzeitlich zu Kämpfen um umstrittene Gebiete zwischen den beiden Verbündeten. (APA/dpa/Reuters)