Technik
Seismologen rekonstruieren das Kursk-Unglück
Die Daten widersprechen der Hypothese einer Kollision
Washington -
Gerichtsseismologen ist es
gelungen, durch die Daten
eines Netzwerkes von
seismischen Stationen in
der baltischen Region, den
Untergang der russischen
Kursk zu rekonstruieren.
Das Unglück vom 12.
August 2000 sei auf zwei
Explosionen und nicht auf
eine Kollision
zurückzuführen, behaupten
Wissenschaftler in der
Zeitschrift der American
Geophysical Union EOS
.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die erste Explosion stattfand, als
sich die Kursk noch in der Nähe der Oberfläche befand. Begründet wurde dies
dadurch, dass die Besatzung kurz davor noch um die Erlaubnis gebeten hat,
einen Torpedo zu lancieren. Die seismischen Aufzeichnungen entsprechen
der Detonation eines Gefechtskopfes eines modernen Torpedos. Keith Koper
von der American Geophysical Union geht von einer Fehlzündung eines
Torpedos der Kursk aus, so dass das U-Boot einen Großteil der
ausströmenden Energie absorbierte. Die zweite Explosion soll nicht, wie
bisher angenommen, durch den Aufprall der Kursk am Meeresboden ausgelöst
worden sein. "In diesem Fall hätte das Absinken der Kursk um jene 80 bis 100
Meter viel länger gedauert als die 135 Sekunden zwischen den beiden
Detonationen", erläuterte Koper.
Seismische Stationen haben gleichzeitig mit dem Kursk-Unglück zwei
Explosionen aufgezeichnet. Die erste Explosion, in ihrer Dimension 259 Mal
geringer, ereignete sich 135 Sekunden vor der zweiten und wurde nur von
den umgebenden Stationen registriert. Die zweite Explosion, in ihrer Stärke
mit dem Energieäquivalent von rund fünf Tonnen TNT zu vergleichen, wurde
auch in bis zu 5.000 Kilometer Entfernung wahrgenommen. Erst durch die
Zusammenführung von seismischen Daten und anderen zuverlässigen
Informationen sei es möglich gewesen, eine stichhaltige Erklärung des
Unglücks zu finden, so die Studienautoren.
Den ersten Beweis für eine Explosion auf der Kursk lieferte Koper durch die
Beobachtung, dass im Gebiet des Barent-Sees im norwegisch-russischen
Grenzgebiet seismische Aktivitäten selten sind. Somit sollen jene
aufgezeichneten Signale höchstwahrscheinlich nicht von einem Erdbeben
stammen. Vielmehr wurde die Hauptexplosion durch vier bis acht
SS-N-19-Raketen oder durch einen mit hoch explosiven Sprengkörpern
bestückten Marschflugkörper verursacht, die sich auf der Kursk befanden.(pte)