Telekom
Paris droht Milliardenverlust durch Absagen bei UMTS-Vergabe
Zwei Bewerber abgesprungen
Der französischen Regierung drohen bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen für die dritte Mobilfunkgeneration
Milliardenverluste. Eine Woche vor Abgabeschluss der Bewerbungen erklärten die im ST3G-Konsortium zusammengefassten
Telekom-Konzerne Suez Lyonnaise des Eaux (Frankreich) und Telefonica (Spanien) am Mittwoch ihren Verzicht. Zu teuer
Die Lizenz sei zu teuer, begründete das Konsortium den Schritt. Damit bleiben noch drei Kandidaten für die vier Lizenzen übrig.
Doppelbewerbungen schließt das Verfahren aus. Die Deutsche Telekom hatte sich bereits Ende November 2000 zurückgezogen.
"Das Verfahren geht wie geplant weiter"
Sollte kein weiterer Bewerber für die Multimedia-Handylizenz auftauchen, könnten der Regierung erhoffte Einnahmen in Höhe von 4,95
Mrd. Euro (68,1 Mrd. S) entgehen. Das Geld sollte für die französischen Rentenkassen genutzt werden. Der für die Industrie zuständige
Staatssekretär Christian Pierret sagte nach der Absage: "Das Verfahren geht wie geplant weiter".
Banken warnen
"Wir sind der Ansicht, dass die Preise der Lizenzen nicht die Marktsituation widerspiegeln, da die Tendenz der Preise für die in Europa
bereits vergebenen UMTS-Lizenzen in den vergangenen Monaten eine regelmäßige Abwärtsbewegung gezeigt hat", teilte ST3G mit. Die
Investoren hätten die Kosten für diese dritte Handy-Generation überprüft. Banken hätten vor zu hohen Risiken gewarnt. Die Börse in
Paris reagierte auf die Nachricht mit einem Kurssprung von 3,5 Prozent auf 183,1 Euro.
Interessiert ...
Der Preis für die in Frankreich zu vergebenden vier UMTS-Lizenzen war auf jeweils 4,95 Mrd. Euro festgesetzt worden. Annahmefrist
für Bewerbungen ist der 31. Jänner. Danach will die Regierung in Paris spätestens im Juni die Lizenzen vergeben. Bisher lagen lediglich
vier Absichtserklärungen vor: ST3G, France Telecom/Orange, Cegetel (Gruppe Vivendi Universal) und Bouygues Telecom. Das
Konsortium ST3G wird zu 60 Prozent gehalten von der Suez Lyonnaise des Eaux UMTS, einer Tochter der Gruppe Suez Lyonnaise
des Eaux, sowie zu 40 Prozent von Telefonica.
Enten?
Die Bouygues SA, Saint-Quentin, hat sich am Mittwoch nicht zu Gerüchten geäußert, ihre Mobilfunksparte Bouygues Telecom werde
nicht an der französischen UMTS-Auktion teilnehmen. Eine Sprecherin von Bouygous sagte, sie wisse nicht, ob Bouygues Telecom
mitbieten werde oder nicht. Am Berichtstag hatte das Konsortium ST3G aus Suez Lyonnaise des Eaux SA, Paris, und Telefonica SA,
Madrid, seine Bewerbung zurückgezogen.
Eine Sprecherin von Bouygues Telecom sagte, der Verwaltungsrat ihres Unternehmens werde am 30. Jänner über eine Teilnahme an
der Auktion entscheiden. Zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, definitiv an der Versteigerung teilnehmen zu wollen. (APA/dpa/vwd)