Wien - Die Chance, dass der Ölpreis nach dem steilen Anstieg 2000 in den nächsten Jahren wieder deutlich fallen könnte, dürfte gering sein. Die wachsende Marktmacht der OPEC auf Grund der rückläufigen Ölförderkapazitäten der Nicht-OPEC-Staaten, eine Umstellung der Ölmultis auf äußerst geringe Lagerhaltung und die Gefahr, dass das weltweite Ölangebot sehr stark hinter die Nachfrage zurückfallen könnte, nannten Energieexperten gestern, Dienstag, Abend, bei einer Veranstaltung zum Thema "Ölpreis auf der Achterbahn" im Technischen Museum in Wien als Hauptfaktoren für eine nachhaltige Verteuerung des Erdöls. "Heuer wird der Ölpreis bei zumindest 25 Dollar je Fass bleiben. Dieses Niveau dürfte er in den nächsten zehn Jahren kaum unterschreiten", gab sich der Wiener Energiebroker Johannes Benigni von PVM Oil Associates bei der Veranstaltung überzeugt. Die Öllagerhaltung der Mineralölkonzerne sei zur Zeit so niedrig wie noch nie. Vor dem Hintergrund der weltweiten Energieliberalisierung und des Preisdrucks hätten die Konzerne auf "just in time-Lieferung" umgestellt, Lager seien zu teuer. Dies sei einer der fundamentalen Faktoren hinter dem Ölpreisanstieg, so Benigni. Wachsendes politisches Risiko Dauerhaft auf den Preis schlage sich auch ein wachsendes politisches Risiko nieder, da sich die verbleibenden Ölreserven immer stärker im Nahen Osten konzentrierten. Die OPEC habe ihre Macht erkannt: Mangels ausreichender Reserven könnten Nicht-OPEC-Ölländer eine Produktionseinschränkung der OPEC nicht mehr ausgleichen. Zudem hätten sich Verteuerungen im Öltransport als nachhaltige Preistreiber erwiesen, erklärte Benigni. Nach Tankerunfällen im Vorjahr hätten die Reeder entschieden, keine Schiffe für Öltransporte einzusetzen, die älter seien als 15 Jahre. Dies habe die Frachtraten zum Teil verdreifacht. Die Dominanz der OPEC am Ölmarkt hält auch Prof. Franz Wirl vom Institut für Industrie, Energie und Umwelt der Universität Wien für den gestiegenen Ölpreis verantwortlich. Die optimale Strategie des Ölkartells bei hohen Preisen sei, in einer Bandbreite zu oszillieren. Der Ölpreis werde daher hoch, aber schwankend bleiben, meint Wirl. Dies trifft sich mit dem Wunsch der OPEC, die den Ölpreis in einer Bandbreite von 22 bis 28 Dollar halten will. (APA)