Wien - Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer appellierte in der Sendung "Help TV - Spezial" zum Thema krank machendes Fleisch, die Diskussion um die Rinderseuche BSE und den jetzt aufgeflogenen Schweineskandal auseinanderzuhalten. Besitz der eingesetzten Medikamente müsse strafbar sein Zur Schweine-Affäre sagte Molterer, hier müsse es eine radikale Bekämpfung geben. Der illegale Besitz der eingesetzten Medikamente müsse strafbar sein, es gelte insgesamt die gesetzlichen Sanktionen zu verschärfen. "Wir haben hier eine wirkliche Krise, die wir möglichst rasch überwinden müssen". Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel müssten dabei gemeinsam das Vertrauen der Konsumenten zurückgewinnen. Haupt weist Vorwürfe zurück Haupt wies den Vorwurf zurück, das in Österreich zu wenig untersucht werde. Das sei "schlicht falsch". In den vergangenen Jahren seien die Stichproben erhöht worden, er habe zudem "sämtliche Transitrinder" untersuchen lassen. Ihm gehe es sowohl um die Gesundheit der Menschen als auch der Tiere, denn nur dann sei die bäuerliche Existenz gesichert, so Haupt. Geld - Der Motor für den Einsatz illegaler Medikamente Im Fall des Schweine-Skandals sei "auschließlich das Geld der Motor" für den Einsatz illegaler Medikamente. Hier gelte es mit strengeren Gesetzen und umfassenderen Kontrollen entgegen zu wirken, sagte Haupt. Molterer will nicht politisches Opfer sein Der Minister stellte klar: "Sie wollen ein politisches Opfer - ich werde das nicht sein", Er wandte sich damit direkt an Franz-Joseph Plank, den Sprecher des "Verein gegen Tierfabriken" (VgT). Ihm gehe es vielmehr darüber zu diskutieren, welche Entwicklung die heimische Landwirtschaft nehmen müsse, so Molterer. Es erfülle ihn zudem mit Sorge, keine Debatte führen zu können, ohne sofort mit Begriffen wie "Lüge" oder "mafiöses System" konfrontiert zu werden. Sozialminister verteidigt Tötung ganzer Rinderbestände Sozialminister Herbert Haupt (F) verteidigte indessen, dass bei Auftreten eines BSE-Fall, der gesamte Rinderbestand des betroffenen Betriebes getötet werden müsse. Denn es habe sich gezeigt, dass in Ländern wie der Schweiz, wo nicht so verfahren worden sei, man auch nie BSE-frei geworden sei. Um den betroffenen Bauern zu helfen, müssten EU-Mittel umgelenkt werden, so Haupt. Der Sozialminister erklärte zudem, wichtig sei nun die Forschung. Für den Bauern muss sich "Bio" lohnen BSE sei eine Krankheit, deren Ursachen und Übertragungswege noch nicht endgültig geklärt seien, hielt Molterer fest. Klar sei nur eines: bisher habe es in Österreich keinen BSE-Fall gegeben. Das sei kein Zufall, sondern die Frucht von Investitionen in die Sicherheit. Als Beispiele nannte der Minister das Verbot der Tiermehlfütterung an Wiederkäuer lange vor dem entsprechenden EU-Beschluss und den im Europa-Vergleich hohen Anteil an Biobauern. Insgesamt gebe es in Österreich nicht jene Industrialisierung wie in anderen Ländern. Molterer zog folgenden Vergleich: in Österreich hätten 0,5 Prozent aller bäuerlichen Betriebe mehr als 100 Rinder. In Großbritannien seien es 31 Prozent. In Österreich setze man also schon seit Jahren auf Qualität - doch diese müsse auch ihren Preis haben. Das was von den Bauern abverlangt werde, müsse auch wirtschaftlich lohnen. Oppositionelle Kritik am Landwirtschaftsminister Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer steht im Kreuzfeuer der oppositionelle Kritik. SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima fragte den Minister zu den bestätigten Verdachtsmomenten in der Schweinemast: "Liegen nun genug Fakten am Tisch?" Für ihre Grüne Kollegin Eva Glawischnig ist Molterer "völlig unglaubwürdig", SP-Tierschutzsprecherin Ludmilla Parfuss erklärte, Konsumenten und Tiere würden die ÖVP-Landwirtschaftspolitik mit ihrer Gesundheit bezahlen. "Der Minister hat sich bisher immer abwartend gegeben und auf die noch ausstehenden Proben verwiesen. Nun wurde bereits bei einem Drittel der gezogenen Proben eindeutig die Verwendung von Antibiotika nachgewiesen. Spätestens jetzt müssen auch beim Landwirtschaftsminister die Alarmglocken läuten", erklärte Sima. Sie forderte in diesem Zusammenhang die Offenlegung sämtlicher Daten, um welche Antibiotika es sich in den einzelnen Fällen handelt, sowie verstärkte Stichproben. Molterer müsse als zuständiger Minister die volle Verantwortung für den Skandal übernehmen. Außerdem fordert sie Gesundheitsminister Herbert Haupt (F) auf, sich für die Annahme eines verschärften Lebensmittelgesetzes im Gesundheitsausschuss einzusetzen, sie bezeichnete diesen Tagesordnungspunkt als "Nagelprobe" für den Minister. "Der Versuch Molterers, die Schweine-Affäre jetzt als reinen 'Medikamentenskandal' darzustellen, ist ein durchschaubares Ablenkungsmanöver und nicht mehr als ein verzweifelter Versuch, sich aus der Verantwortung zu stehlen", erklärte Eva Glawischnig, Umweltsprecherin der Grünen, in einer Aussendung. "Er hat dringend nötige Reformen jahrelang blockiert." Der Landwirtschaftsminister "verweigert einem bundeseinheitlichen Tierschutzgesetzes seit Jahren die Zustimmung", so die Mandatarin. Sie forderte angesichts des Testergebnisses eine Ausbau des Kontrollsystems. (APA)