Dili - In Osttimor ist erstmals ein Milizionär wegen seiner Beteiligung an den Unruhen im Jahr 1999 verurteilt worden. Der 22-jährige Joao Fernandes wurde am Donnerstag von einem internationalen Gericht für schuldig befunden, in der Stadt Maliana am 8. September 1999 einen Unabhängigkeitsaktivisten getötet zu haben. Er wurde dafür zu einer Haftstrafe von zwölf Jahren verurteilt. Fernandes hatte im Prozess ausgesagt, Mitglieder der indonesischen Streitkräfte hätten ihm ein Samuraischwert gegeben und ihm befohlen, Unabhängigkeitsbefürworter zu töten. Er bekannte sich schuldig, den Dorfchef Domingos Pereira erstochen zu haben, der sich in einer Polizeiwache versteckt hatte. Nach Angaben von UN-Ermittlern kamen bei dem Massaker insgesamt 40 Menschen ums Leben. Am 30. August 1999 hatte die überwiegend katholische Bevölkerung der 1975 von Indonesien überfallenen portugiesischen Ex-Kolonie Osttimor in einem von der UNO organisierten Referendum mit überwältigender Mehrheit für die Unabhängigkeit optiert. Von der indonesischen Besatzungsarmee gesteuerte Milizen überzogen daraufhin die Inselhälfte mit einer Welle der Gewalt. Hunderttausende mussten fliehen, viele wurden von der Besatzungsmacht nach Westtimor vertrieben oder verschleppt. Seit dem Abzug der Besatzungstruppen und den schweren Ausschreitungen pro-indonesischer Terrormilizen steht Osttimor unter UNO-Verwaltung. Unter Leitung des Unabhängigkeitsführers und voraussichtlichen künftigen Staatspräsidenten Jose Alexandre "Xanana" Gusmao bereitet sich das Land auf die Souveränität vor. (APA/AP)