Tokio - Krankheitserreger, die japanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg gegen China eingesetzt haben sollen, bedrohen einem Arzt zufolge auch heute noch die Menschen in der Volksrepublik. Auch heute würden in China immer wieder Antikörper gegen Seuchen wie Beulenpest in Ratten, Hunden und anderen Tieren entdeckt, sagte der chinesische Arzt Qiu Mingxuan am Donnerstag vor einem Gericht in Tokio. Die Bildung der Antikörper - mit denen ein Organismus auf den Kontakt mit Krankheitserregern reagiert - zeige, dass von Japan in China verbreitete Keime seit dem Krieg überlebt hätten. Dies werde auch dadurch bestätigt, dass alljährlich eine Reihe Chinesen an Typhus erkrankten. Qiu war zur Zeugenaussage vor das japanische Gericht vorgeladen worden. Im Jahr 1997 hatten rund 180 Personen aus den chinesischen Provinzen Hunan und Zhejiang Japan auf Schadenersatz für ihre Leiden durch den Einsatz biologischer Waffen verklagt. Qui und ein Vertreter der Kläger sagten aus, die Einheit 731 der kaiserlich-japanischen Armee habe Anfang der 40er Jahre ganze Schwärme von Flöhen in China ausgesetzt, die mit Erregern für Beulenpest, Cholera, Typhus und andere Krankheiten infiziert gewesen seien. Zehntausende Menschen seien dadurch in den Folgejahren an Seuchen gestorben. Historikern zufolge sollen japanische Soldaten die Flöhe kanisterweise aus Flugzeugen abgeworfen haben. Japan hatte vor einigen Jahren die Existenz einer Einheit 731 im Zweiten Weltkrieg eingeräumt, sich aber nie zu ihren Aktivitäten geäußert. Japanische Veteranen hatten sich in den vergangenen Jahren allerdings zu Kriegsverbrechen mit Hilfe von Krankheitserregern bekannt. Japan war in den 30er Jahren in China einmarschiert und hatte das Land bis 1945 besetzt gehalten. (Reuters)