Chile
Pinochet aus Spital entlassen
Ärzte diagnostizieren mangelnde Durchblutung des Gehirns - Entscheidung über Anklage am Montag
Santiago - Der frühere chilenische Diktator Augusto Pinochet ist am Samstag aus dem Militärspital in Santiago entlassen und per Hubschrauber zu seinem Landsitz in Bucalemu geflogen worden. Zugleich wurde aus Justizkreisen in der chilenischen Hauptstadt bekannt, dass der 85-Jährige kommenden Montag mit einer Anklage wegen Verbrechen der so genannten "Karawane des Todes" rechnen muss.
Der Untersuchungsrichter Juan Guzman sei nach einem Kurzurlaub am Samstag im Justizgebäude von Santiago gewesen und habe dort seine Entscheidung hinterlegt, vermuteten einheimische Medien. Es wurde jedoch nicht ausgeschlossen, dass Guzman unmittelbar nach der Anklageerhebung das Verfahren wegen Verhandlungsunfähigkeit Pinochets einstellen könnte.
Persönliche Verantwortung
Ein früherer General der chilenischen Armee hat Pinochet persönlich für die Verbrechen der so genannten Karawane des Todes verantwortlich gemacht. Der Anführer der Karawane, der damalige General Sergio Arellano, habe als direkter Vertreter Pinochets gehandelt, sagte General Joaquin Lagos am Donnerstagabend im chilenischen Fernsehen.
Das Todeskommando hatte im Herbst 1973 insgesamt 75 Gegner der Militärjunta verschleppt und ermordet; von 18 der Opfer fehlt bis heute jede Spur. Lagos erklärte, als er Arellano damals auf das Vorgehen der Armee angesprochen habe, habe dieser ihm ein Dokument gezeigt, "wonach Pinochet ihn zu seinem persönlichen Gesandten gemacht hatte". In dieser Situation habe er nichts tun können, sagte der 80-Jährige im Fernsehen, der zur fraglichen Zeit Kommandant der nördlichen Militärregion war. Dort geschahen die meisten der Morde. Einen Abgesandten des Obersten Befehlshabers vor sich zu haben sei das gleiche, als habe man den Kommandanten selbst vor sich, sagte er.
Knochenfund könnte Schicksal von Pinochet-Gegnern klären
In Chile hat ein Expertenteam in einer verlassenen Kupfermine mehrere menschliche Knochen entdeckt, die möglicherweise von Regimegegnern aus der Zeit der Pinochet-Diktatur stammen. Das teilte der mit den Ermittlungen betraute Richter Hector Carreno am Freitag mit. Bei dem Fund könnte es sich um einen Hinweis auf das Schicksal von einigen der mehr als 1.000 Dissidenten handeln, die während der 17-jährigen Herrschaft von Diktator Augusto Pinochet verschwunden waren.
Die Finger- und Rippenknochen wurden nach Angaben Carrenos 27 Kilometer nordwestlich der chilenischen Hauptstadt Santiago entdeckt. Es seien aber noch Tests notwendig um herauszufinden, ob die Überreste tatsächlich von vermissten Mitgliedern der Kommunistischen Partei stammen, die unter Pinochet verhaftet worden waren. "Es ist noch zu früh zu sagen, ob es das ist, wonach wir gesucht haben", sagte Carreno. (APA/dpa/AP)