Telekom
Endlich kommt Werbung übers Handy
Die Firma Active-film.com will dies natürlich nur zum Vorteil der Kunden
Lange hat es gedauert, nun wird es "endlich" wahr: Werbung via Handy soll schon bald den Alltag der Konsumenten prägen.
Das Werbefilmunternehmen
Active-film.com AG sucht neue Wege, um die Kosten für den neuen
Mobilfunkstandard UMTS zu senken. Vorstandsmitglied Axel Glanz
sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Grundidee sei,
werbetreibende Unternehmen an den Kosten für den laufenden
UMTS-Betrieb zu beteiligen. So könnten sich Handy-Nutzer für die
Schaltung innovativer Werbespots auf ihren Mobiltelefonen
Gesprächsminuten gutschreiben lassen. Die Mobilfunkanbieter
könnten so ihre Netze besser auslasten und erhielten Zugang zur
Werbeindustrie als neuer Einnahmequelle. Im Gegenzug bekämen die
werbenden Unternehmen direkten Zugang zum individuellen
Endkunden. Active-film.com verhandelt eigenen Angaben zufolge
mit zwei deutschen Mobilfunkanbietern.
Wieder einmal hat Bertelsmann die Hand im Spiel
Zu Einzelheiten des Verhandlungstandes und zu den
Verhandlungspartnern wollte sich Vorstandsmitglied Glanz nicht
näher äußern. Die Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr ist
mit 42 Prozent an Active-film.com beteiligt. 4,8 Prozent hält
die Dresdner Bank. Die Mehrheit des Kapitals liegt in
den Händen der 30 Mitarbeiter.
Patent für interaktive Handyfilme wurde schon beantragt
Die im Februar 2000 gegründete Active-film.com AG entwickelt
und vermarktet interaktive Werbefilme für Internet und TV. Für
das auf die finanzielle Beteiligung Dritter am
UMTS-Mobilfunkbetrieb ausgerichtete Geschäftsmodell hat
Active-film.com ebenso wie für das Abspielen interaktiver Filme
über Mobiltelefone europaweit Patentschutz beantragt. Auch die
von dem Unternehmen geplanten Bonusmodelle für
Mobilfunk-Endkunden sind nach Firmenangaben als Patent
angemeldet worden. Vergleichbare Aktivitäten anderer Unternehmen
sind Glanz nicht bekannt: "Auch in Japan gibt es meines Wissens
niemanden, der interaktive Werbefilme herstellt und vermarktet."
In Japan werde statt mit Film stärker mit Animation und Trick
gearbeitet.
GPRS ermöglicht das Betrachten dieser Filmchen
Die von Active-film.com produzierten Werbefilme sind den
Angaben zufolge auf Grund "filmischer Tricks" für die
Übertragung über Mobiltelefone geeignet. Auf der Basis der
Übertragungs-Geschwindigkeiten eines ISDN-Anschlusses liefen die
Filme ohne Wartezeit, sagte Glanz. Daher sei die Übertragung und
die Betrachtung der Filme mit der neuen Mobilfunktechnik GPRS
kein Problem. GPRS gilt als Vorstufe zu einer deutlich höheren
Übertragungsgeschwindigkeit in Mobilfunknetzen, die das mobile
Surfen im Internet alltäglich machen soll. Vor allem
multimediale Inhalte sollen dann schnell auf Mobiltelefonen
nutzbar sein.
Die erste Runde im Kampf um Werbung ist eröffnet
In Branchenkreisen wird das Geschäftsmodell von
Active-film.com als "nahe liegende und gute Idee" bezeichnet.
Derzeit gebe es im Mobilfunk kein klassisches Werbegeschäft.
Bereits vor dem für 2003 erwarteten Start des UMTS-Geschäfts
werde es zu einem Verteilungskampf der Werbeindustrie um die
Mobilfunknutzer kommen.
Branchenkenner warnten jedoch, dass die geschützten Rechte
und Technologien active-film.com zu einer monopolistischen
Stellung auf dem Mobilfunk-Werbemarkt verhelfen könnten. Nach
den Worten von Vorstandsmitglied Glanz will Active-film.com
unter Umständen auch Lizenzen an andere Unternehmen vergeben.
Hintergrund der laufenden Verhandlungen des in Frankfurt
ansässigen Unternehmens mit den Mobilfunkanbietern sind die im
europäischen Vergleich hohen Kosten für den UMTS-Mobilfunk in
Deutschland. In Deutschland haben die sechs UMTS-Lizenznehmer
knapp 100 Milliarden DM für die UMTS-Lizenzen bezahlt. Die
zusätzlichen Netzinvestitionen werden deutlich zweistellig
ausfallen.
Werbung soll Kosten senken und Ausgaben ausgleichen
Es bestehen Zweifel, dass die derzeitigen Ausgaben
der Verbraucher für Telekommunikation und entsprechende
Dienstleistungen eine schnelle Refinanzierung der Kosten für den
UMTS-Mobilfunkbetrieb erlauben werden. Daher sind die
Mobilfunkanbieter grundsätzlich daran interessiert, außer den
Nutzungsgebühren von Privat- und Geschäftskunden noch andere
Einnahmen zu erzielen.
Active-film.com hat eigenen Angaben zufolge zwischen
September und Dezember vergangenen Jahres einen Umsatz von vier
Millionen DM erzielt. Kunden sind unter anderem TUI, Renault,
Volkswagen, Siemens, Kreutzer Reisen und General Motors.
sac/brn