Rom - Italien fordert von Brüssel Notstandsmaßnahmen für die von der BSE-Krise betroffenen Züchter. Nachdem in Verona der zweite BSE-Fall entdeckt worden ist, versprach Agrarminister Alfonso Pecoraro Scanio den vollen Einsatz des Kabinetts Amato, um von Brüssel eine Rückerstattung der hohen Verluste zu erhalten, die die italienischen Tierzüchter in den vergangenen Monaten erlitten haben. "Im Jahr 1996 wurden die britischen Tierzüchter von der EU aktiv unterstützt, nachdem die Rinderwahn-Fälle entdeckt worden waren. Auch die Italiener haben Recht auf aktive Hilfe", meinte der Minister. Tausende Landwirte demonstrierten für Steuernachlässe Am Donnerstag demonstrierten Tausende von Landwirten vor dem Regierungssitz in Rom, um Steuernachlässe zu erhalten, die zur Eindämmung der hohen Verluste der vergangenen Monaten beitragen sollen. "Ohne Hilfe von Seiten der Regierung, wird die gesamte Kategorie zusammenbrechen", erklärten Sprecher des Agrarverbands Coldiretti. Laut Coldiretti-Präsidenten Massimo Pacetti sollte die Regierung sofort 150 Milliarden Lire (77,5 Mill. Euro/1,066 Mrd. S) zur Entschädigung der Tierzüchter zur Verfügung stellen. Danach sei ein nationaler Sanierungsplan notwendig, um der Kategorie längerfristig unter die Arme zu greifen. Zwei positive BSE-Fälle sind Besorgnis erregend Die Sorge unter den Konsumenten wächst von Tag zu Tag. Gesundheitsminister Umberto Veronesi bekundete, dass in den nächsten Wochen mindestens 50.000 Tests durchgeführt werden müssen, um weitere BSE-Fälle auszuschließen. "Zwei positive BSE-Fälle unter 9.000 Tests ist Besorgnis erregend, das muss man offen zugeben, obwohl die Lage in Italien besser als in anderen Ländern ist", erklärte der Minister. In der Schweiz seien 19.000 Tests durchgeführt und 366 kranke Rinder entdeckt worden. Hohe Verluste für die Landwirte Laut Coldiretti wird sich die BSE-Krise auch auf die Beschäftigung in Italien negativ auswirken. Der Rinderwahn-Skandal verursache für die italienischen Landwirte Verluste in Höhe von 28,5 Mill. S (2,06 Mill. Euro) pro Tag, die bis Jahresende auf 10,66 Mrd. S (775 Mill. Euro) anwachsen könnten. Vor Ausbruch der BSE-Krise wurden pro Woche zirka 90.000 Rinder mit einem Gesamtgewicht von 25.000 Tonnen geschlachtet. In mehreren Städten sei der Konsum von Rindfleisch bis zu 70 Prozent zurückgegangen. Auch die Frächter befürchten Notstandslage Auch die Frächter, die auf Rindertransport spezialisiert sind, befürchten den finanziellen Zusammenbruch. Vertreter des Frächterverbands Cuna forderten die Regierung auf, die Notstandslage für diese Branche auszurufen. Der Umsatz sei 40 Prozent zurückgegangen. (APA)