San Michele/Trient - Die drei Länder der "Europaregion Tirol" haben am Freitag eine "Alpendeklaration" präsentiert, die eine strategische Orientierung des 26.260 Quadratkilometer großen Raumes mit insgesamt 1,5 Millionen Einwohnern ermöglichen soll. Die Entwicklung des alpinen Raumes und seiner Bevölkerung soll selbstbestimmt und nicht dem Druck starker Interessen von außen überlassen werden, betonten die Landeshauptleute Wendelin Weingartner (Tirol), Luis Durnwalder (Südtirol) und Lorenzo Dellai (Trentino) in einer gemeinsamen Pressekonferenz in San Michele (Trentino). Für den offiziellen Start des gemeinsamen Büros in Bozen warten die Länder der Europaregion noch auf die Ratifizierung des Zusatzprotokolls zur Madrider Konvention für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit durch das italienische Parlament. Durnwalder verwies in der Pressekonferenz darauf, dass für die Koordinierungsfunktion der Einrichtung diese rechtliche Voraussetzung noch fehle. Euregio setzt auf noch intensivere Zusammenarbeit Dellai meinte, die Ratifizierung sei die Voraussetzung für eine noch intensivere Zusammenarbeit in der Euregio. Die EU sei heute noch viel zu stark auf die Nationalstaaten ausgerichtet, den Regionen würden zu wenig Bedeutung und Rechte eingeräumt, kritisierte der Trentiner Landeshauptmann. Sein Nordtiroler Amtskollege Weingartner meinte, die Orientierung des Bundeslandes Tirol auf seine alpinen Nachbarländer sei entscheidender als etwa auf Länder des pannonischen Raumes. Dies betreffe zahlreiche konkrete Probleme wie etwa auch den Transitverkehr. Die vom nördlichsten Teil der Europaregion initiierte Alpendeklaration soll Positionen in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Betriebsansiedlung, Verkehr, Erziehung, Bildung, Forschung und Kultur aufzeigen. Gefunden werden solle eine Balance zwischen Entwicklungs- und Schutzaspekten für den sensiblen Raum. Schutz natürlicher Ressourcen Ein Bekenntnis wurde in der Deklaration zur Bergland- und Forstwirtschaft abgelegt, deren Erhaltung durch die Erschließung zusätzlicher Erwerbsquellen wie Tourismus und Handwerk ermöglicht werden soll. Zum Naturschutz wurde festgehalten, das der Alpenraum mit seinen sensiblen ökologischen Verhältnissen partiell ständig steigenden Belastungen ausgesetzt sei, die zunehmend die Lebensgrundlagen der ansässigen Bevölkerung beeinträchtigen würden. Bei Plänen zum Schutz natürlicher Ressourcen müsse besonderes Augenmerk auf die Erhaltung der Qualität des Wassers und die Sicherung der Wasserreserven gelegt werden. Die weitere Erschließung von Gletschergebieten für touristische Zwecke sei "hintanzuhalten". In bereits stark genutzten touristischen Gebieten soll die Erschließung neuer Regionen unterbleiben. Beim Thema Verkehr wurde die Errichtung neuer hochrangiger Alpen-querender Straßenverbindungen ausgeschlossen. Umweltfreundliche Transitverkehrslösungen, wie etwa die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Schiene seien zu forcieren. In der Kultur bekannten sich die drei Länder neben der Förderung zeitgenössischer Kunstschaffender auch dazu, die verschiedenen Sprachen und Dialekte der Region zu erhalten. Dies gelte insbesondere für die in Südtirol und im Trentino lebenden Minderheiten der Ladiner, Zimbern und Fersentaler.(APA)