Weiterbildung
Work smart not hard - ein Local und ein Global Player
"Zu kalt für Golf"
Viele Kaufleute und
Dienstleister orientieren sich,
was ihre Öffnungszeiten und
Urlaube betrifft, an ihren Mitbewerbern. Nicht Manfred
Kahn (Name von der Redaktion geändert). Ist die Saison
erst eröffnet, arbeitet der Inhaber eines Dienstleistungsunternehmens im Wellness-
und Beauty-Bereich nur
dienstags, mittwochs und
donnerstags. "Es ist zu kalt
zum Golfen, falls Sie mich das
fragen wollten" begrüßt er eine alte Stammkundin an einem Montag, als diese gerade
erstaunt die Augenbrauen
hochzieht. Normalerweise begrüßt sie ihn mit den lakonischen Worten, "Was denn, Sie
arbeiten einmal!", oder "Heute
nicht am Golfplatz, wie das?".
Kahn hat es geschafft. Er hat
sich sein Leben nicht für die
Pension aufgehoben. Die Zäsur, die zur "work smart, not
hard"-Devise führte, ereilte
den heute 33-Jährigen vor sieben Jahren. Zwei Schlaganfälle seines 56-jährigen Vaters
führten zur Lähmung. "Das
Leben, das meine Eltern seither führen, möchte ich Ihnen
nicht weiter beschreiben",
erläutert der Stylist.
Er stellte sich damals die
Fragen "Wann ist das Leben
am schönsten (jetzt), wie finanziere ich mein teures Hobby, nämlich Golf (durch ein
Handicap, das ihn in die Nationalmannschaft führte) und
wie kann der Laden bestehen,
ohne dass ich jeden Tag drinnen stehe (mit zwei Kollegen
teilt er den Gewinn, trägt aber
das Risiko allein).
Kahns Philosophie führt
zum Verzicht darauf, sekante
Kunden durch devotes Verhalten zur Wiederkehr zu motivieren. Inzwischen betreibt
der Vegetarier, Nichtraucher
und Alkoholasket auch regelmäßig eine spezielle Yoga-Form. Das einzige nicht gerade
unwichtige Detail, das nicht
ins Gesamtkunstwerk seines
Lebens passt, sind die New-
Economy-Arbeitszeiten seiner
Freundin. (zug) (DER STANDARD, Print-Ausgabe,27.1.2001)