Der Chairman von British Airways bezeichnete den vermeintlichen Kleinkonkurrenten Richard Branson einmal in nobler englischer Abschätzigkeit als "grinsenden Pullover" - irgendwann, als
Branson mit seiner Fluglinie Virgin Atlantic 1985 im Besitze eines einzigen Jumbojets
begann, das Geschäftssegment
der Transatlantikflüge zu entern. Dafür wurde sogar die
geliebte Schallplattenfirma
Virgin Records versilbert, die
den Schulabbrecher bereits
früh reich gemacht hatte. Als
sich die Jungfrau der Lüfte
dann in einigen kurzen Geschäftsjahren nicht bloß im
Transatlantik-Segment
durchsetzte, sondern auch
noch hohen Schadenersatz für
die verleumderische Qualität
der BA-Verteidigunsstrategie
zugesprochen erhielt, war deren Spitzenmann schon längst
britisch diskret in Frühpension geschickt worden, allein
um ihn von einem zweckwidrigen Gebrauch seiner Krawatte abzuhalten.
So nur eine der Erfogsstorys
des Geschäftsgenies mit dem
"midas touch", das - fast - alles zu Gold macht, was es berührt und mit seinem Branding "Virgin" versieht. Dieses stand ursprünglich für die
Mission, neue, unbekannte
Talente am Schallplattenmarkt zu produzieren. Inzwischen gibt es unter dem zart
jungfräulichen Schriftzug neben der Airline auch noch an
die 200 Unternehmen, von
Hotels bis zu Finanzdienstleistern und der Produktion
von Virgin-Cola - einzig der
konzerneigene Kondomhersteller "Mate" bekam aus
Kompatibilitätsgründen sein
Label auf der Erwachsenenseite der Defloration.
Glaubt man der Autobiografie "Losing My Virginity", geht
es ziemlich lustig zu im Leben
eines Multimilliardärs, wenn
man sich nur an das richtige
Motto hält: "Pfeif drauf,
mach’s einfach!" Es wäre nicht
Richard Branson in seinem
genießerischen Unschuldsverlust, hätte er nicht schon
früh eines der Virgin Islands
erworben und zur Luxus-Hotelinsel umgestaltet, wo er sich bis zu drei Monate im Jahr aufhält, mit Familie und stets in Begleitung von 30-40 Freunden. (herb)(DER STANDARD, Print-Ausgabe,27.1.2001)