Hamburg - Manchmal kleben Gerüchte an den Betroffenen wie Pech am Schuh: Ulrich Waller (45), an der Seite von "Jedermann" Ulrich Tukur, Intendant der nobelrot geplüschten Hamburger Kammerspiele, wird seit einiger Zeit als aussichtsreicher Kandidat für die Leitung des ab Sommer vakanten Wiener Schauspielhauses genannt. Waller, bis 1998 mit der Schauspielerin Elke Lang verheiratet, die einem Krebsleiden erlag, wurde vom weichenden Schauspielhaus-Chef Hans Gratzer in die kommunale Diskussion gebracht: An den Kammerspielen in der Hartungstraße sei man es gewohnt, mit bescheidenen Mitteln maximale Wirkung zu erzielen. Immerhin kehrt auch ein Peter Zadek gerne regelmäßig in dem 400 Plätze zählenden Theater-Feinkostladen ein, wenn er Premieren von Sarah Kane oder Neil La Bute möglichst abseits der Trampelpfade vorstellen möchte. Waller selbst will zu den Wiener Agenden nichts sagen. Sein Pressesprecher bestätigt auf Anfrage, dass bei dem gebürtigen Marburger vom Kulturamt weder angefragt wurde, noch dass er sich mit der Absicht trage, eine "offizielle Bewerbung" an die Adresse von Kulturstadtrat Marboe zu richten. Beziehungsvoller Zusatz: "Ja, natürlich unterhält er Kontakte zu Hans Gratzer!" Und Gratzer berät Marboe nach wie vor in der Frage, wer ihm denn nun tatsächlich nachfolgen soll. Auf die Moral jener Bühnenkünstler, die sich an der Optimierung ihrer Einreichungen für das Schauspielhaus abarbeiten, wirkt sich die Nachricht vom "Auftauchen" Wallers hemmend aus. Oder, wie Hakon Hirzenberger formuliert: "Warum tu' ich mir die Mühe an?" Anfang Februar endet die Abgabefrist. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28. 1. 2001)