Entwarnung in der Telekom Austria (TA): In der Aufsichtsratssitzung am Freitagnachmittag wurde das Budget 2001 beschlossen. Wie aus Aufsichtsratskreisen bekannt wurde, waren der Entscheidung harte Debatten vorangegangen, wobei der Knackpunkt der bereits ausverhandelte Kollektivvertrag für die 14.000 TA- Mitarbeiter war. Diesem hat Minderheitseigentümer Telecom Italia (29,8 Prozent) nicht zugestimmt, um den angepeilten Turnaround nicht aufs Spiel zusetzen, hieß es nach der Sitzung. Die Löhne und Gehälter werden nun aber wie vereinbart um 2,4 Prozent, mindestens aber um 550 Schilling angehoben.

Angesichts der rasanten Marktanteilsverluste hat sich das TA-Management unter Heinz Sundt ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die TA soll heuer trotz milliardenschwerem Restrukturierungsprogramms mit einem dreisteligen Millionenbetrag positiv bilanzieren. Zur Erinnerung: Die RZB errechnete in ihrer jüngsten Analyse für heuer einen Umsatz von 3,79 Mrd. Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 178,2 Mio. Euro.

"Wir liegen voll im Plan und müssen unser Vorgaben nicht revidieren", sagte TA-Sprecher Martin Bredl bereits vor der Sitzung, die bis in die Abendstunden dauerte. Mit Tarifsenkungen uns Sekundengenauer Abrechnung der Telefongespräche soll verlorenes Terrain zurückgewonnen werden.

Beschlossen wurde vom Aufsichtsrat auch der mehrheitliche Einstieg der Mobilkom am zweiten slowenischen Betreiber Si.mobil. Für Unruhe im Konzern sorgt indes das Börse- Argument Nummer 5, das im Herbst 2000 großflächig plakatiert worden war und "Wir verschärfen die Gangart" gelautet hatte. Der wohlklingende Spruch, der potentiellen Aktionären gesteigerte Produktivität suggerieren sollte, steht neuerdings für die Peitsche, die geschwungen wird. Wie ein Aufsichtsratsmitglied dem STANDARD sagte, will der Vorstand unter Heinz Sundt die angekündigten 5000 Mitarbeiter bereits bis 2003 und nicht erst bis 2005 abbauen.

Der Betriebsrat hat darauf, wie berichtet, mit Streik gedroht - falls das TA-Management nicht binnen zwei Wochen ein plausibles Organisationskonzept für den Telekomriesen vorlegt. Ein Streik sei derzeit kein Thema, man warte die Verhandlungen mit dem Vorstand, die in einer eigens eingesetzten Kommission abgewickelt werden sollen, ab.

TA-Sprecher Martin Bredl dementiert die verschärfte Gangart, räumt aber ein, dass das Gros des Personalabbaus tatsächlich bis Ende 2002 vollzogen sein soll. Heißt konkret, dass heuer weitere 3000 Mitarbeiter, überwiegend Techniker und Monteure, den Hut nehmen müssen. Der Rest folge in Etappen bis 2005.

Die Dezimierung um mehr als tausend im Jahr 2000 habe wesentlich zur Ergebnisverschlechterung im vierten Quartal und zur Gewinnwarnung der Vorwoche beigetragen, erklärte Bredl. "Weil der Abbau aber nicht gleichförmig übers Jahr verteilt erfolgt ist, wurde das vierte Quartal stärker belastet, als geplant." Zudem seien die Abschreibungen von uneinbringlichen Forderungen explodiert. Informationen, wonach die alternativen Netzbetreiber 600 Millionen Schilling Schulden hätten bei der TA, wollte der TA-Sprecher nicht kommentieren.

An Glaubwürdigkeit eingebüßt hat die TA bei Branchenkennern, weil sie die Gewinnwarnung vorige Woche mit höheren Zusammenschaltungskosten begründet hatte, obwohl die Interconnectiontarife seit Frühjahr 2000 unverändert geblieben waren. Dahinter steckt eine dramatische Entwicklung: Laut TA habe sich der Telefonverkehr deutlich vom Festnetz zum Handy verschoben, wodurch bei der TA viel höhere Zusammenschaltungskosten anfallen.

Dass fast die Hälfte der Handytelefonate dennoch in der TA-Gruppe bleibt, weil die Mobilkom 45 Prozent Marktanteil hat, ist nur ein schwacher Trost, denn die A1-Konkurrenten holen kräftig auf und die Ertragskraft der Mobilkom sinkt. Auf der Agenda des Aufsichtsrats standen weiters Verkäufe von Liegenschaften für nicht mehr benötigte Außenstellen und die Zahlungen an den NS- Versöhnungsfonds. Letztere veursachen einen zusätzlichen Abgang von rund 15 Mio. S. (ung - Der Standard Printausgabe)