Die deutsche Publizistin Bettina Röhl, Tochter der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof, hat die Kündigung ihres Vertrages mit dem Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch angefochten. Sie bestreitet die Wirksamkeit dieser Kündigung. In dem Verlag sollte im Frühjahr ihr Buch "Sag mir, wo Du stehst" über den "Terrorismus als bloßes Phänomen grausamer, linker Dekadenz" vor allem der 70er Jahre in Deutschland erscheinen. "Die Kündigung ist nicht rechtens", sagte Röhl. "Der Verlag übt politische Zensur aus." Der Verlag hatte Röhl eine Kampagne gegen Außenminister Joschka Fischer vorgeworfen, der ebenfalls in dem Verlag publiziert. Der Verlag betonte dazu, er habe den Vertrag mit Röhl "aus wichtigem Grund" beendet. Er könne es nicht hinnehmen, dass eine Publizistin gegen einen Autor des Verlages "einen öffentlichen Vernichtungsfeldzug" führe. Dazu meinte Röhl, allein die Tatsache, dass jemand über rechtsrelevante Taten schreibe, sei eine legitime Angelegenheit, selbst dann, wenn der Betroffene Autor desselben Verlages sei. "Staatsbürgerliche Rechten und Pflichten wahrzunehmen kann nicht zivilrechtlich relevant sein." "Unglaubliche Rufmordkampagane" Röhl sieht, wie sie dazu in einem dpa-Gespräch betonte, eine "unglaubliche Rufmordkampagane" und "Herabsetzungsorgie" der Medien gegen ihre Person, die noch dazu in Sippenhaft als "Tochter einer Terroristin" genommen werde. Sie sei eine sorgfältige Rechercheurin, die einen Politiker mit Fakten, Fotos und Filmmaterial, die 27 Jahre in Archiven geruht hätten, "gegen den Mainstream" angreife. "Ich halte mich an die Fakten, bin keiner Ideologie verhaftet und habe eine ordentliche journalistische Arbeit geleistet", betonte Röhl. "Ich habe keinen Menschen mit Geld bestochen, keine Materialien gestohlen und keine Fotos ohne Lizenzvertrag veröffentlicht." Sie habe das fragliche Filmmaterial beim NDR ausgeliehen, "höchst offiziell, verbucht und genehmigt", das werde vom Sender auch offiziell bestätigt. In dem Sender habe man sich sogar gefreut, dass sie die Bilder entdeckt und vor allem entschlüsselt habe. "Wenn ich eine berühmte Mutter habe, hat Fischer eine berühmte Vergangenheit ..." Ihre Motive lägen auch nicht in ihrer Kindheit, wie ihr in der Öffentlichkeit immer wieder unterstellt werde. Es sei natürlich nicht leicht gewesen, Ulrike Meinhof als Mutter zu haben, "aber ich verbitte mir, mit einer Terroristin verglichen zu werden", sagte Röhl. "Wenn ich eine berühmte Mutter habe, hat Fischer eine berühmte Vergangenheit. Man könnte ja auch zu dem Schluss kommen, Fischer ist möglicherweise traumatisiert." Inzwischen hat Röhl in einem neuerlichen Offenen Brief an Bundespräsident Johannes Rau bekräftigt, dass die Eidesstattliche Versicherung des Fischer-Belastungszeugen Udo Riechmann vom 2. Juli 1999 entgegen anders lautenden Behauptungen von diesem noch immer aufrecht erhalten werde. Er habe sie zu keiner Zeit widerrufen. Riechmann erklärte der dpa zu einem angeblichen "Zurückrudern" in diesem Fall: "Weder rudere ich zurück noch rudere ich nach vorn." (APA/dpa)