Wien - Zwei weibliche Ikonen der Filmgeschichte, die gegensätzlicher kaum sein könnten, präsentiert das österreichische Filmmuseum im Februar mit den Retrospektiven Mae West und Leni Riefenstahl. Mae West wurde 1892 geboren, Leni Riefenstahl zwanzig Jahre später 1902. Wests Glanzzeit im Kino dauerte von 1932 bis 1940, Riefenstahls Filmkarriere von 1929 bis 1945. West kam als 40-Jährige zum Film. Zuvor hatte sie fünf Theaterstücke geschrieben, darunter den Broadway-Erfolg "Sex", und wegen "Gefährdung öffentlicher Moral" als Schauspieler-Autorin acht Tage hinter Gitter verbracht. Jahrzehnte vor der Bewegung der Women-Lib verpackte sie als Autorin, Akteurin und Sängerin provokante Inhalte in Hollywoodkomödien und inszenierte sich selbst als die Bestätigung ihrer These von der weiblichen Überlegenheit: "Niemand kann mich je vergessen", lautet ein berühmtes Zitat. Das Filmmuseum zeigt acht Filme, darunter ihr Filmdebüt "She Done Him Wrong" und "I'm No Angel" von 1933 und "Go West, Young Man" (1936). Wests Karriere endete 1940, als Legion of Decency, Hearst-Presse und "freiwillige Zensur" der Kinoindustrie sie mit System aus dem Film ekelten. Die Karriere der Riefenstahl begann als Schauspielerin in den Bergfilmen von Arnold Fanck, in denen sie zwischen 1925 und 1933 schöne, mutige Frauen verkörperte, deren sportliches Können dem der Männer ebenbürtig ist, die sich ihnen aber doch emotional unterordnen. Ihre erste eigene Regiearbeit, der Amazonenfilm "Das blaue Licht" (1932), zeigt, was aus ihr hätte werden können, wäre sie Adolf Hitler nicht begegnet. Gezeigt werden aber natürlich auch ihre das NS-Regime verklärenden Dokumentationen "Sieg des Glaubens" (1933), "Tag der Freiheit" und "Triumph des Willens" (1935), weiters die zwei Teile von "Olympia" (1938), der bis heute als bester Sportfilm aller Zeiten gilt, sowie der Spielfilm "Tiefland" (1940), in dem die Regisseurin eine "Zigeunerin" darstellt und weitere Rollen mit aus dem "Anhaltelager" Maxglan "rekrutierten" Sinti besetzt. In Ray Müllers dreistündiger Dokumentation "Die Macht der Bilder: Leni Riefenstahl" (1993) schließlich erzählt die Künstlerin ihr Leben, kommentiert ihre Filme und wettert mit Vehemenz gegen den "Irrtum", sie sei Nazi-Regisseurin gewesen: Sie habe Filme über, aber nie für den Faschismus gedreht, dokumentarische Berichte, keine Propaganda. Außerdem zeigt das Filmmuseum im Februar Arbeiten des österreichischen Avantgardefilmers Marc Adrian, der vergangenen Dezember 70 wurde und an die Sprachexperimente der Wiener Gruppe anknüpfte. Einige Arbeiten sind strukturalistisch und abstrakt, andere zeigen den ganzen stilistischen Reichtum des forcierten Experimentalfilms. (APA)